Kategorie: Andachten

Misericordias Domini

Misericordias Domini

Eine kleine Andacht zum 26. April dieser Sonntag heißt „ Misericordias Domini „Es geht: liebe Leser, um den Psalm 23 also kurz gesagt, (Geführt und getröstet).


Mit einer recht bildhaften Sprache vergleicht der Beter Gott mit einem Hirten. Dieser Hirte kümmert sich allerdings nicht nur um eine Herde, sondern um das Wohl jedes Einzelnen. Dabei beschreibt der Beter, wie umfassend Gott für sein Wohlergehen in allen Lebensbereichen sorgt, sodass es dem Beter an nichts fehlen wird. Doch halt hier bleibt der Beter nicht stehen. Konkrete Notsituationen werden geschildert, die der Beter durchlebt, trotz der Fürsorge des Hirten bleibt ihm das Tal nicht erspart. Jetzt in dieser Talnotsituation kann er die Erfahrung machen der Hirte begleitet und tröstet ihn. „Du bist bei mir.“ Es ist ein sehr starkes Umdenken was hier passiert denn es zieht den Beter in die „ Nähe Gottes“ .Er wechselt ab Vers 4 von der unpersönlichen Rede „der Herr“ zum persönlichen „er“ ,so etwas wie „DU“. So bekommt dieses Gebet in der Notlage einen eindrücklichen Charakter. Wie viel Fürsorge Gottes haben auch wir schon in unserem Leben erfahren und sollten uns auch jetzt vergewissern, der gute Hirte ist auch in dieser Krisenzeit dabei. Unsere Täler heißen in dieser Zeit Besucherverbote, Ausgeh- und Kontaktverbote und sie quälen alle auf ihre ganz eigene Art und Weise. Der Psalm zeigt auch uns ein sehr realistisches Lebensbild. Auch wenn Gott mich durch das Leben führt, hat es nicht nur lauter Sonnenseiten sondern auch dunkle Wegabschnitte für mich vorgesehen. Aber ich kann mich felsenfest darauf verlassen, dass Gott mein Hirte jederzeit bei mir ist.
Dazu habe ich ein gutes Lied gefunden. Es ist von Andi Weiss und trägt den Titel „Bleib bitte hier.
Immer wenn es anfängt und dein Leben dich dann stört, und es sich nicht gut anfühlt – du fühlst dich nicht gehört. Fühlst dich nicht verstanden und fühlst dich nicht geliebt. Dann halt mal kurz inne und hör auf dieses Lied. Immer wenn es schwer wird und dir keinen Sinn mehr macht. Du bist nur am kämpfen, dich jagen Schatten in der Nacht. Dich plagt der Zweifel – du glaubst du schaffst das nie! Dann öffne dein Herz und hör auf deine Melodie.
Ref: Du bist gewollt! Du bist geliebt! Es ist so schön, dass es dich gibt! Also bleib bitte hier, ich bin doch bei dir! Du bist doch gut! Bist in dir gesund! Und du bist am Leben, nicht ohne Grund! Also bleib bitte hier, ich steh doch zu dir!

Immer wenn du stillstehst und der Blick zurück dich quält. Immer wenn du fort willst, weil dich hier und jetzt nichts hält. Du fühlst dich am Ende, verkehrt und ohne Wert. Du willst nur noch fliehen, weil dich scheinbar niemand hört. Ich zähle lange schon die Nächte, in denen du nicht schläfst, in denen du gedankenkreisend in dein Zimmer gehst, ich weiß dein Herz ist wund und alles tut dir weh. Deine Welt ist nicht bunt-bist gelähmt und kannst nicht gehen.
Trotzdem bitte ich dich zu bleiben, wegen den deinen, wegen dir. Heb deinen Kopf, sing dein Lied, hier für dich vor mir. Lass es raus, was dich hemmt-und lass gehen, was dich zerstört. Schrei es raus, aus dir selbst, dass die ganze Welt es hört. Ref.
In diesem Sinne bleiben sie Gottes Schutz anbefohlen und in der festen Zuversicht, dass Gott gut ist. Bis bald ihre GP: A. Schenk

Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti

Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti

Andacht Sonntag Quasimodogeniti (Wie die neugeborenen Kinder). Zum anhören, hier klicken.

Jesaja 40,26-31:

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.

27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?

28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen;

31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Was für hoffnungsvolle Worte! Gott gibt Kraft. Er macht die, die ihres Lebens müde geworden sind, munter. Er hilft ihnen wieder aufstehen, weitergehen. Mehr noch: das Schwere verliert sein Gewicht. Es gibt Auftrieb, ja Höhenflüge.

Eine Ahnung habe ich davon, während ich diese Zeilen am Freitagabend schreibe. Eben verbreitete sich die Nachricht, dass Gottesdienste wieder möglich sind. Nur im kleinen Rahmen. Aber wir dürfen uns wieder treffen, dürfen mit einander beten, singen(!), Gottes Wort hören. Halleluja! Aber nicht jeder befindet sich in so einer fröhlichen Stimmung. Wir können gerade auch erschöpft oder mutlos sein. Aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Wie kann das gehen, dass wir so von dieser Kraft Gottes gestärkt werden? Die Antwort lautet: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft. (V.31) Harren bedeutet so viel wie warten oder hoffen. Besonders für die, die unter Druck stehen mag das jetzt gerade nicht befriedigend sein: Ich muss doch etwas tun! Sonst wird doch nichts.

Aber auf Gott hoffen und warten bedeutet tatsächlich zunächst einmal loslassen. Sich auf Gott fallen lassen. Sein ganzes Gewicht auf ihn legen. In einem Stoßgebet. In der Stille. Bei einem Seelsorger. Wenn ich Gott das Herz ausschütte oder mit dürren Worte stammle, was gerade los ist oder fehlt. Die Psalmen der Bibel bieten dafür Worte: Rette mich, Gott, denn das Wasser steht mir bis zum Hals! (Psalm 69,2). Oder auch Psalm 13 und 142.

Vielleicht spüre ich erst einmal wie ich zusammenbreche. Aber das fühlt sich nur vordergründig gefährlich an. In Wahrheit erlebe ich, was ist: Ich habe nicht alles in der Hand. Ich spüre aber noch etwas Zweites: Da unten, wohin ich gestürzt bin, ist gar nicht Nichts. Sondern Gott, der verspricht: Ich geben Dir jetzt neue Kraft. Du gehst nicht kaputt und auch nicht verloren. 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Den Müden und den Gescheiterten gebe ich Kraft! Schau doch nach oben, auf das was Dir über den Kopf wächst und auf die finstere Nacht: Deine Sorgen. Ich kenne sie alle, mit Namen. Ich kenne jedes einzelne Atom. Ich weiß sehr wohl was in Dir vor sich geht und ich werde Dir  genug Kraft geben. Ich trage dich, wie mit den starken Flügeln eines Adlers. Amen

Ich lade Sie ein zu singen „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“. Eine Begleitung und die 1. Strophe unseres Kantors , Herrn Domke, finden Sie hier.

Herzliche Grüße, Ihr Pfarrer Pohle.

EG 511 Weißt du, wie viel Sternlein stehen
ö Notenbild/Melodie

  1. Weißt du, wie viel Sternlein stehen
    an dem blauen Himmelszelt?
    Weißt du, wie viel Wolken gehen
    weithin über alle Welt?
    Gott der Herr hat sie gezählet,
    dass ihm auch nicht eines fehlet
    an der ganzen großen Zahl,
    an der ganzen großen Zahl.
  2. Weißt du, wie viel Mücklein spielen
    in der heißen Sonnenglut,
    wie viel Fischlein auch sich kühlen
    in der hellen Wasserflut?
    Gott der Herr rief sie mit Namen,
    dass sie all ins Leben kamen,
    dass sie nun so fröhlich sind,
    dass sie nun so fröhlich sind.
  3. Weißt du, wie viel Kinder frühe
    stehn aus ihrem Bettlein auf,
    dass sie ohne Sorg und Mühe
    fröhlich sind im Tageslauf?
    Gott im Himmel hat an allen
    seine Lust, sein Wohlgefallen;
    kennt auch dich und hat dich lieb,
    kennt auch dich und hat dich lieb.
    Text: Wilhelm Hey 1837
    Melodie: Volkslied um 1818
Osterpredigt

Osterpredigt

Hier kann man sich die Predigt anhören und hier als pdf downloaden.

Liebe Gemeinde,

Aufstehen. Jeden Morgen stehe ich auf. Für mich ist das etwas ganz Selbstverständliches: Wach werden, aufstehen, einen neuen Tag beginnen. Natürlich sind die Tage unterschiedlich, mal kann ich ganz schnell aufstehen, mal will ich lieber liegen bleiben. Mal werde ich ganz gemütlich wach, mal schrillt der Wecker mehrere Male und reißt mich aus meinen Träumen: Er ruft: Aufstehen!

Und gleichzeitig weiß ich, immer wenn ich aufstehe, gibt es Menschen, die nicht aufstehen können, weil sie alt und schwach sind, weil sie krank sind, weil sie Kummer haben.

Hanna hatte großen Kummer.  Sie wollte so gern Kinder haben, aber es klappte einfach nicht. Die Frauen in ihrem Umfeld verspotteten sie, lachten sie aus, gaben mit ihren Kindern an. Hanna war in ihren Augen keine richtige Frau, eine richtige Frau ist nur, wer Kinder hat. Das tat weh, verdammt weh. Hanna verkroch sich immer mehr, sie wollte mit all diesen Menschen nichts mehr zu tun haben. Sie blieb morgens im Bett liegen, sie aß nichts mehr. Allein ihr Mann machte sich um sie Sorgen: Hanna, was weinst du so viel und was verkriechst du dich? Bin ich dir nicht viel mehr wert als 10 Söhne?

Die Geschichte von Hanna könnte die Geschichte von einer Frau aus unseren Orten sein, so aktuell ist sie nach wie vor. Doch die Geschichte von Hanna ist eine ganz alte Erzählung aus dem Alten Testament. Sie steht ganz am Beginn der Samuelbücher. Hanna konnte von sich aus nicht mehr aufstehen. Doch ihr Mann hielt zu ihr: Hanna, ich liebe dich. Ich liebe dich, auch wenn du keine Kinder bekommen kannst. Steh doch auf, iss und trink!

Hanna gab sich einen Schubs, ja – so konnte es nicht weitergehen, sie stand auf und aß und trank und ging zum Tempel. Dort schüttete sie vor Gott ihr ganzes Herz aus. All ihren Kummer, all ihr Leid, all ihre Enttäuschung lud sie bei Gott ab. Und dann wagte sie es doch noch einmal, ihren innigsten Wunsch auszusprechen: Gott, wenn du mir doch ein Kind schenken könntest, ich würde es auch ganz in deinen Dienst stellen…

Als sie vom Tempel wieder zurück kam, war Hanna ganz leicht ums Herz, sie konnte wieder fröhlich sein, essen und trinken. Sie konnte wieder aufstehen. Sie war glücklich mit ihrem Mann. Die spottenden Worte der anderen Frauen perlten an ihr ab. Und da passierte auf einmal etwas, womit niemand gerechnet hatte. Da passierte das völlig Unglaubliche. Gott hatte Hannas Wunsch erhört und sie wurde schwanger. Überglücklich stand Hanna auf und ging zum Tempel um für Gott ein Loblied anzustimmen:

1. Sam, 1 Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn, mein Horn ist erhöht in dem Herrn. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. 6 Der Herr tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf. 7 Der Herr macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. 8 Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche.

So singt Hanna ihr Gebet. Sie singt aus tiefsten Herzen und mit jeder Faser ihrer Seele. Sie spürt, Gott ist da. Er ist in ihrem Leben. Sie spürt seine Macht und sie weiß, alles liegt in seiner Hand. Er tötet und macht lebendig, er macht arm und reich, erniedrigt und erhöht. Im Gottesvertrauen war das möglich, was unmöglich war. Hanna ist aufgestanden aus der Asche.

Vor ein paar Jahren haben wir einen Ausflug mit dem Kirchenvorstand ins Kloster Wechselburg gemacht. Besonders in meine Erinnerung eingeprägt hat sich mir dort eine Säule. Ganz schlicht stand sie im hinteren Bereich der Klosterkirche. Auf der Säule zu sehen ist ein Zick-Zack-Muster. Es geht immer auf und ab, so wie es in unserem Leben auch auf und ab geht.

An manchen Tagen stehe ich fröhlich auf, an manchen Tagen will ich lieber im Bett liegen bleiben. Da schaffe ich es kaum aufzustehen. An manchen Tagen da bin ich voller Tatendrang, voller Freude, voller Zuversicht und an anderen Tagen weiß ich nicht, was werden soll. An anderen Tagen bin ich krank, schwach, habe gerade meine Arbeitsstelle verloren. An anderen Tagen weiß ich weder ein noch aus vor Kummer, weil ein lieber Mensch gestorben ist, weil es Streit gab, weil mich mein Partner verlassen hat. Dann scheint alles bergab zu gehen. So wie bei dem Zick-Zack Muster die Linie nach unten.

Doch der Steinmetz aus dem 13. Jahrhundert, er hatte die große Hoffnung, dass die Linie nicht nur bergab gehen, dass es den Tag gibt, an dem ich wieder gesund bin, an dem ich wieder weiß, was ich arbeiten kann, an dem ich meinen Kummer überwunden habe. Dann kann ich wieder aufstehen, dann kann ich neu ins Leben gehen, dann geht es wieder bergauf.

Vor drei Tagen saß Jesus im Garten Gethsemane, er betete: Herr, wenn es sein kann, nimm diesen Kelch von mir, aber nicht wie ich will, sondern wie du willst geschehe es. Jesus weiß, dass Schweres vor ihm liegt – doch voller Gottvertrauen gibt er sich hinein. Es geht abwärts bis zum Tod am Kreuz, Jesus kann nicht mehr aufstehen. Und dann kommt dieser Morgen, der Oster-Morgen. Niemand hat je damit gerechnet und auf einmal ist der Stein vom Grab weggerollt, ist das Grab leer, stattdessen sind dort Engel, die den Frauen sagen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Das Unglaublich, das Unmögliche ist passiert: Jesus ist wieder aufgestanden, aufgestanden aus dem Tod.

Dieses Aufstehen aus dem Tod hat noch einmal eine tiefere Dimension als das morgendliche Aufstehen. Und auch die Säule in Wechselburg hat noch eine tiefere Dimension: Es geht bei den Zick-Zack Linien nicht nur bergauf und bergab, so wie es in unserem Leben Höhen und Tiefen gibt, sondern wenn man die Zick-Zack Linien mit dem Finger nachfährt merkt man, dass es eine aufsteigende Linie ist. Die Zick-Zack Linie führt also immer weiter nach oben. Sie führt Richtung Himmel.

Ich drehe mich von der Säule um Richtung Altar. Dort sehe ich Jesus am Kreuz. Doch Jesus ist am Kreuz nicht alleine. Über ihn wachen die Augen Gottes. Rechts und links greifen Engel unter seine Arme. Sie helfen ihm wieder aufzustehen, sie helfen ihm, dass sein Leben weiter geht, weiter Richtung Himmel.

Auch Hanna greifen die Engel unter die Arme. Hanna wird wieder lebendig. Ihr Leben geht weiter Richtung Himmel: Sie kann von ihrem Leben weitergeben. Sie gebiert ihren ersten Sohn Samuel und noch drei Söhne und zwei Töchter. Samuel übergibt sie, wie sie es Gott versprochen hat, dem Hohepriester. Und so wird Hannas Wunsch zum Segen für das Volk Israel. Samuel wird von Gott zum Propheten und Richter berufen und Samuel ist es, der Saul als ersten König über Israel einsetzt. Hannas Gebet wurde erhört, ihr Wunsch erfüllt. Das ist wunderbar.

Auch mir greifen Engel unter die Arme. Ich spüre den Zick-Zack Linien in meinem Leben nach. Immer wieder gab es Höhen und Tiefen, immer wieder wird es sie geben. Diese Zick-Zack Linien gehen immer höher und auf ihnen geht mein Leben weiter Richtung Himmel. Ich kann aufstehen, auch nach dem letzten Tag meines Lebens. Das ist wunderbar.

Hanna jubelt und in ihren Jubel sollen wir heute zu Ostern einstimmen: Laut sollen wir das lange verstummte Halleluja wieder singen, denn bei Gott ist das Unmögliche möglich: Der Herr tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf. Bei Gott ist der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn zu neuem Leben.

Gesegnete Ostern wünscht Ihnen, Ihre Pfarrerin Christine Klement

Andacht Ostermontag Emmausjünger

Andacht Ostermontag Emmausjünger

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,

vielleicht haben Sie diese Geschichte schon oft gehört, vielleicht ist sie Ihnen ganz neu? Ich meine das Ostermontags – Evangelium von den Emmausjüngern, aufgeschrieben bei Lukas im 24. Kapitel. Beim wiederholten Lesen merke ich, dass für mich Beides zutrifft –

oft gehört und doch neu!

Es ist eine Ostergeschichte die mich besonders berührt weil sie so lebensnah ist.

Da sind zwei Menschen, denen die Enttäuschung nicht nur ins Gesicht geschrieben steht sondern sie ganz in Besitz genommen hat.

Dabei hatten sie doch so große Hoffnungen in Jesus gesetzt, der nun nicht mehr bei ihnen war nachdem er nach vielversprechendem Wirken schmählich gefangengenommen, zum Tode verurteilt und schließlich hingerichtet wurde.

Die Gerüchte von seiner Auferstehung konnten sie einfach nicht ernst nehmen. Für sie war das alles nur “leeres Gerede“ – so steht es wortwörtlich im Evangelium.

Vielleicht hatten die Beiden nicht nur aus ihrer Enttäuschung heraus Jerusalem verlassen. Womöglich wollten sie dem endlosen Gerede über den “Fall Jesus“ entkommen, weil sie sich schämten diesem “Versager“ einmal Gefolgschaft geleistet zu haben.

Nun, auf der langen Landstraße nach dem Dorf Emmaus, mischte sich wieder Schmerz, Trauer und Enttäuschung in ihre Gespräche.

Es ist gut, wenn wir an den Tiefpunkten unseres Lebens nicht allein sind, wenn jemand zum Reden da ist, der unsere bedrückenden Erfahrungen teilt oder wenigstens verstehen kann.

Die Beiden waren sich in ihrer Gefühlslage sehr verbunden, und als ein unbekannter Dritter, der den selben Weg nahm, sich interessiert ins Gespräch mischte, erzählten sie gleich nochmal die ganze Geschichte. Was sie nicht bemerkten:

Jesus selbst war der unbekannte Dritte. Doch sie erkannten ihn einfach nicht !

Manchmal sind wir wie mit Blindheit geschlagen. Das,was wir uns wünschen, wonach wir uns sehnen, das, was eigentlich wichtig, wertvoll und sättigend ist für unser Leben, nehmen wir gar nicht war. Wenn es dann verschwunden ist wachen wir auf. Und plötzlich wird uns bewusst, dass es schon einmal unser Besitz war, oder wir schon mal ganz nah dran waren. Wir bereuen – und diese Reue kann sehr bitter sein.

Oder wir lernen sehen – und dieses Sehendwerden kann heilend und erlösend wirken.

Das Wunderbare an dieser Geschichte ist:

Es war für die zwei Jünger noch nicht zu spät.

Irgend etwas muss von dem unbekannten Begleiter ausgegangen sein, was ihre Herzen berührte und erneut Hoffnung und Sehnsucht aufkeimen ließ. Sie baten ihn:

“Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“

Und dann, in der Herberge am Tisch erkannten sie ihn doch noch.

Es waren seine Worte und Gesten, seine Art das Brot mit ihnen zu brechen.

Da wurden ihre Augen geöffnet – und es war noch nicht zu spät …

… noch nicht zu spät, den Weg der Resignation zu verlassen, das Erlebte wirklich im Herzen ankommen zu lassen, umzukehren, ein freundliches Gesicht zu zeigen und den Freunden Mut und Zuversicht zuzusprechen. Das hatten sie auch nötig, genau wie wir es heute nötig haben, denn Jesus – damals wie heute – entzieht sich unseren Blicken.

Und in dieser Welt wirken … möchte ER durch UNS.

Ich wünsche uns Allen eine frohe, gesegnete Osterzeit ! Christian Domke

Kennen Sie den schönen Abend – Kanon: “Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden…“ ? Er steht im Gesangbuch unter Nr. 483. Hier hören Sie ihn zum mitsingen.

Predigt zu Karfreitag

Predigt zu Karfreitag

Predigt zu Karfreitag 2020 von Pfarrer Philipp Pohle (zum Anhören, klicken Sie „hier„, zur Vorlage der Hausandacht)

Liebe Gemeinde, liebe Leser,

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.

Der Predigttext für Karfreitag steht im zweiten Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth 5,19-21:

19 Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. 20 So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 21 Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.

Karfreitag finde ich irgendwie bedrückend. Ernste Gesichter, ernste Lieder, ernste Musik. Kaum Beweglichkeit. Die kirchliche Tradition unterstützt das, indem die Glocken schweigen, die Kerzen ausbleiben. Am Altar hängt Schwarz. Wir schauen auf das Kreuz. Damit auf den Tod. Und meiner Erfahrung nach ist das auch ein Anlass für einen Feiertag, mit dem viele nichts anfangen können.  Irgendwie seltsam, irgendwie unverständlich. Und doch einer der wichtigsten Feiertage der Christenheit.

Trotzdem zieht dieser Tag, dieses Ereignis mich an. Er hat eine Faszination. Weil hier das zu gehör kommt, worüber wir uns eher ungern unterhalten, wenn es uns selbst betrifft: Über Leid, Ohnmacht, Sterben – und das obwohl es keine Beerdigung ist.

Ich erinnere mich an die Titel-Schlagzeile einer großen Boulevard-Zeitung. Damals, als 2004 der Tsunami im indischen Ozean über zweihunderttausend Menschenleben forderte. In weißen riesigen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund war dort zu lesen: „Wo war Gott?“ Diese Frage höre ich in letzter Zeit weniger laut. Aber sie wird gestellt. Nach einem persönlichen Unglück oder dem Leid anderer. Dann scheint er sehr weit weg zu sein.

Wo war Gott? Heute lesen wir im Predigttext bei Paulus: „Gott war in Christus“. Aha, dort also. Was soll das heißen? Die Antwort will ich versuchen. Ich finde sie im Schrei von Jesus am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34)

Jesus lebt sein Leben ganz unten. Bei den Armen, Kranken, bei den Geächteten Menschen und den offensichtlichen Sündern. Er hat sich nicht vor ihnen gescheut, hat sie gesund, frei, selbstbewusst gemacht. Er hatte keine Notfall-Nummer, keine Waffe in der Jackentasche, keinen Schutzraum. Das berührt und bewegt mich, wenn ich von diesen Begegnungen lese. Immer wieder hat er großen oder sehr großen Ärger auf sich gezogen. Bis ihn ein enger Freund verraten hat, er gefangen, gequält wurde und einsam und verlassen gestorben ist.

Wo war Gott? In Christus, in Jesus von Nazareth. „Gott war in Christus“. Er war da, als Jesus geschlagen, ausgelacht, verraten und enttäuscht wurde. Er war da, als das Kreuz ihn zur Schau gestellt hat. Er war da im Elend von Jesus. Er will es uns beweisen: Ich bin kein Gott der Wolken. Ich bin ein Gott auf der Erde. Damit ist er da, in den dunklen Stunden und Tagen meines Lebens, im finsteren Tal durch das ich auch wandern muss. In Jesus finde ich jemand, der nicht vor Leid und schlechten Nachrichten zurückschreckt. Und Gott war in Christus, auch am Kreuz. Damit zeigt er uns: Ich bin an der Seite von denen, die die Bosheit und Vergänglichkeit dieses Lebens zu spüren bekommen. Auch dann, wenn wir uns verlassen fühlen.

Aber in dem Ruf Jesu am Kreuz, stellt sich Jesus, und damit Gott nicht nur auf und an unsere Seite. In dem Ruf: „Warum“ ist auch die ganze Wut, das ganze Unverständnis, die Hilflosigkeit über das Elend der Welt und meines Lebens enthalten: Warum hast DU mich verlassen!? Es ist ein bitterer Vorwurf. Hättest Du nicht gerade jetzt hier sein müssen, jetzt wo ich Dich am dringendsten brauche?

Damit schleudert Jesus die ganze Bitterkeit, die tiefe Enttäuschung, die Menschen haben können, gegen Gott. Und er spricht es doch noch einmal aus, was manche schon aufgegeben haben, zu rufen oder zu fragen. Oder, weil sie es sich nicht trauen. Wieso jetzt so eine schwere weltweite Krankheit? Wieso, so viele Tote, einsam gestorben, ohne den Beistand ihrer Lieben? Wieso muss ich mein Leben so radikal umstellen? Aber auch die ganz eigene Frage in den anderen Feldern meines Lebens: Warum muss das ausgerechnet mir passieren? Die Trennung, das große oder kleine Missgeschick?     Und der Blick über den Tellerrand hinaus: Wieso werden Menschen zum Spielball der Mächtigen gemacht, an der europäischen Außengrenze, in Idlib in den Umerziehungslagern in China? Wieso so viel Elend, so viel Ungerechtigkeit, so viel Sinnlosigkeit, so viel Schuld?

„Warum?“ Es ist auch eine wütende Frage. Nein, wir müssen es nicht hinnehmen, wir müssen uns nicht dran gewöhnen, wir müssen es nicht schönreden oder so tun als, würde es mich nicht berühren. Weil es mich eben doch betroffen machen, wenn ich mir die Zeit dafür nehme und es sacken lasse.

„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Hier bäumt sich jemand mit aller Kraft und scheinbar ohnmächtig auf, gegen Alles, was ich neben dem Schönen und Guten leider eben auch höre und erlebe. Er stemmt sich dagegen, weil es doch nicht sein kann, dass Gott wirklich so ein Feigling, so ein Verräter ist, der mich und andere im Stich lässt.

Wo war Gott? Gott war in Christus. Gott in Christus und damit auf der Seite der Menschen, er kämpft mit einem Gott der alles kann und doch nicht die Not abwendet. Gott gegen Gott. Wer wird gewinnen? Oder anders: Wer ist Gott wirklich? Einer, der die Welt in ihrem Kampf aus Siegern und Verlierern sich selbst überlässt oder einer, der hineingeht, der sich zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Opfern und Täter zerreißen lässt? Er ist Letzterer. Er kommt unter die Räder und spürt das Elend von uns Menschen selbst.

Dass Gott in Christus war, soll natürlich uns zeigen, dass Gott trotz allem doch auf unserer Seite steht, dass er gerade meine Not kennt, auch die, von der sonst niemand was weiß und dass sie ihm nicht nur nicht egal ist, sondern dass er sie mit mir miterleidet. Und ja natürlich soll das uns, soll das mich mit Gott versöhnen. „Lasst euch versöhnen mit Gott“, und uns helfen, ihn wieder als einen echten Gesprächspartner zu sehen. Ein Gott, von dem wir wieder was erwarten! Dem wir, trotz aller Fragen wieder etwas zutrauen, mit ihm reden, und ihm darum vertrauen. Dem wir uns aber auch anvertrauen und vor ihm ehrlich werden. Mit dem, was ich selbst dafür kann, dass es anderen nicht gut geht. Wo ich selbst zum Gefühl der Gottverlassenheit dieser Welt beitrage.

Ja, dazu brauchen wir einen Gott, der sich als Vertrauenswürdig erweist. Zu Ostern hören wir dann einen anderen Ruf, ebenfalls tief berührt, aber ein fröhlicher und befreiter Seufzer: „Er – der Jesus vom Kreuz -, er ist auferstanden.“ Gott hat Jesus doch nicht am Kreuz verlassen. „Gott war in Christus.“ Wenn das die Aussicht ist, wenn mein Aufbäumen gegen die großen und kleinen Katastrophen dieser Welt, wenn mein verzweifelt-zorniger Warum-Schrei nicht verhallt sondern erhört wird, kann ich dann nicht zuversichtlich sein – trotz allem?

Und der Friede Gottes, der Größer ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Andacht zu Gründonnerstag

Andacht zu Gründonnerstag

Liebe Gemeinde,

Gründonnerstag – das letzte Abendmahl – eine Fußwaschung – und grüne Speisen. Was hat es damit auf sich?

Jesus bereitet sich mit seinen Jüngern auf seinen Abschied vor. Gemeinsam feiern sie nach jüdischem Brauch das Passahfest in Jerusalem. Vor dem Essen macht Jesus etwas, dass alle in Erstaunen versetzt: Er selbst, Gottes Sohn, wäscht seinen Jüngern die Füße. Warum? Zum einen hat es ganz praktischen Nutzen. Besonders strapazierte Füße bedürfen einer guten Pflege und Reinigung. Zum anderen ging es Jesus darum, seine bedingungslose Liebe zu den Menschen auszudrücken. Er selbst ist sich nicht zu fein, seine Hände schmutzig zu machen. Damit hat er ein Beispiel vorgegeben, wie wir auch heute noch tun sollen, „wie ich euch getan habe, so tut auch ihr“ Johannes 13, 15. Lebe ich so selbstlos und demütig wie Jesus?

Das gemeinsame Essen von Brot und Wein ist auch für uns ein Vorbild, eine Einladung. Ich darf mit Jesus Gemeinschaft haben. Ganz normale Dinge mit Ihm besprechen – wie eben essen und trinken. Seine Einladung gilt. Immer. Ohne Einschränkungen. In unserer Kirchgemeinde feiern wir im Gottesdienst das Heilige Abendmahl, so wie Jesus es uns vorgemacht hat. Dadurch sind wir mit Ihm und uns allen verbunden.

Wenn ich daran denke, werde ich neidisch. Nicht auf den Abschied. Sondern auf das gemeinsame Feiern. Das fällt bei uns dieses Jahr leider aus. Keine Gottesdienste, kein Abendmahl, keine Gemeinschaft. Doch was bleibt?

ER bleibt! Jesus selbst. Er verändert sich nicht. Er ist da. Wir können frohen Mutes auf Ostern blicken, weil wir wissen, dass mit dem Kreuz nicht alles aus ist. Gottes Sohn hat den Tod besiegt. Wir dürfen in und aus diesem Sieg leben. Auch und gerade in diesen schweren Zeiten. „Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen; Lachen oder Weinen, wird gesegnet sein.“ (Gesangbuchlied —)

Die grünen Speisen sind ein alter Brauch, der sich aus dem Namen – Gründonnerstag – entwickelt hat.

Ich wünsche Ihnen von Herzen eine gesegnete Osterzeit.

Bleiben Sie behütet Ihre Daniela Griesbach

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Weizenkorn – Abschiedsworte von Jesus

Weizenkorn – Abschiedsworte von Jesus

Familienkirche – Ein Wort zum Abschied

Jesus sagte: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“

Manchmal sagte Jesus Worte, die schwer zu verstehen sind. Hier eine Geschichte, die dieses Wort vom Weizenkorn verständlicher machen will.

Palmsonntag

Palmsonntag

Hier kann man die Andacht downloaden.

Liebe Gemeinde, liebe Weggäste,

Wir feiern heute Palmsonntag. Jesus reitet auf einem Esel in Jerusalem ein. Mit Palmzweigen wird bejubelt. Doch schon bald wird die Stimmung kippen. Es sind nur noch zwei Tage bis zum Passafest. Schon wird geplant, wie Jesus getötet werden könnte.
Am Abend sitzt Jesus noch einmal mit Freunden zusammen am Tisch.Mk 14,3| Da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf Jesu Haupt.

„Was soll die Verschwendung des Öles?“, höre ich diejenigen, die mit Jesus zu Tisch liegen, tuscheln. Sie sind entgeistert. Eine Frau platzt mitten in ihre Mahlgemeinschaft hinein und schüttet auch noch kostbarstes Öl über Jesus. Ja, was soll das? – höre ich mich fragen.

Ich schaue auf die Frau: Selbstvergessen und voller Leidenschaft steht sie da. Hingebungsvoll schenkt sie ihre ganze Liebe. Sie hat weder Mühen noch Kosten gescheut, sich auf den Weg zu machen. Alle Widerstände, Vorschriften und Zwänge hat sie durchbrochen. Sie hat nur ein Ziel vor Augen: Jesus etwas Gutes zu tun. Direkt über Jesu Kopf zerbricht sie die Ölflasche. Das Öl rinnt über Jesu Körper. Das Öl füllt den ganzen Raum mit betörendem Duft.

Jesus schließt die Augen. Er sieht seinen Weg vor sich. Er sieht einen seiner Freunde ihn verraten. Er sieht einen seiner Freunde ihn verleugnen. Er sieht sich allein in Gethsemane. Er sieht sein Leiden. Er sieht den unmenschlichen Tod. Die Schmerzen, die auf ihn zukommen werden, werden unerträglich sein. Jesus schließt die Augen fester. Er spürt die zarte Berührung. Von oben herab umhüllt ihn das Öl. Es umhüllt ihn mit seiner zarten Wärme. Es umhüllt ihn mit seinem atemberaubenden Duft. Wie gut das tut.

Die mit Jesus am Tisch sitzen, strengen hingegen all ihre Vernunft an. Sie rechnen haargenau aus, was die seltsame Handlung dieser Frau gekostet hat: 300 Silbergroschen. Das entspräche heute ca. 30.000€. Was hätte man damit nicht alles machen können!

Zwei völlig verschiedene Welten prallen hier zusammen: Die der selbstvergessenen Leidenschaft und die der prüfenden Vernunft. Was sagt Jesus hierzu? Mk 14,6.7| Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich habt ihr aber nicht allezeit.

Jesus weist an dieser Stelle die Vernunft zurück und stellt die Leidenschaft in den Vordergrund. Diese Frau hat etwas ganz besonderes getan. Jesus sagt, sie hätte ihm etwas Gutes getan. Sie hat genau gespürt, was er jetzt braucht. Sie hat gespürt, dass er den Tod vor Augen hatte. Sie hat gespürt, dass er Angst hatte. Sie hat seinen Leib im Voraus für das Begräbnis gesalbt. Sie hat ihn gestärkt auf dem schweren Weg, der vor ihm liegt. Es wird keine Gelegenheit mehr geben diese Tat zu wiederholen. Morgen wird schon alles anders sein. Arme werdet ihr weiter bei euch haben, mich aber nicht. Ich werde bald nicht mehr bei euch sein.

Mit großen Augen schaue ich Jesus an. Was sagst du da? Ich dachte, es ist alles ganz einfach. Ich kann sicher und fest planen, einen Dauerauftrag einrichten und dadurch ganz automatisch jeden Monat einen Betrag für Bedürftige geben. Es geht um noch mehr? Ich soll mich dir mit meiner ganzen Liebe hingeben? Meine Sicherheit verlassen, mich auf unbekanntes Terrain begeben, mich zerbrechlich machen? Ich merke, wie schwer das ist. Wie schwer es ist, von mir selbst wegzuschauen und meine Pläne beiseite zu legen, um für einen Moment ganz bei meinem Gegenüber zu sein, zu spüren, was er oder sie gerade jetzt braucht und so, wie die Frau, etwas Gutes zu tun. Einfach so. Ohne Berechnung. Aus purer Liebe und Leidenschaft. Egal was andere dazu sagen oder darüber denken.

Jesus reitet in Jerusalem ein. Noch wird er bejubelt. Noch ist er mitten unter uns. Noch will niemand wahrhaben, was mit ihm passieren wird. Noch ist Zeit. Zeit für Liebe. Zeit für Leidenschaft. Zeit für selbstlose Taten. Morgen schon wird alles anders sein. Das Volk wird rufen: Kreuzigt ihn.

Mit diesen Gedanken zum Palmsonntag grüßt Sie Ihre Pfarrerin Christine Klement