Kategorie: Andachten

Andacht zum 7.Sonntag nach Trinitatis Mat. 13,47-50

Andacht zum 7.Sonntag nach Trinitatis Mat. 13,47-50

Es ist nun Sommer. Die Sonne scheint warm hernieder und so mancher wünscht sich schon ans Meer! Begleiten wir mal Jesus und seine Jünger ein Stück.
Auch Jesus und seine Jünger laufen am See Genezareth entlang.
Hier in Galiläa ist Jesus zu Hause und kennt sich gut aus. Eine Menge Leute folgen ihm; alle wollen hören, was er sagt. Die Jünger fragen ihn: „Jesus erzähl uns noch mehr vom Reich Gottes, was hier auf dieser Erde
beginnt, wenn Gott Seine Herrschaft aufrichten wird.“
Jesus bleibt stehen und sieht sich um. Hinter ihm auf dem See sind viele Fischer mit ihren Booten unterwegs und fangen Fische. Jesus fängt an, zu erzählen: „Ihr wollt wissen, wie das mit dem Reich Gottes ist? Das Himmelreich ist wie ein Schleppnetz, es wird vom Boot aus ausgebreitet und damit fängt es alle möglichen Fische und Wassertiere, die im See sind. Dann setzen sich die Fischer hin und sortieren die guten essbaren in Gefäße und die schlechten und ungenießbaren werden weggeworfen. So ist es auch mit dem Himmelreich, es betrifft alle Menschen. So wird Gott am Ende der Welt die Bösen von den Gerechten trennen.“ Huch“, denkt ein Jünger, „kein Mensch ist doch immer nur ein guter Fisch. Jeden Tag denken oder sagen wir doch auch böse Sachen; sind wir deshalb schlechte Fische?“ Jesus antwortet: „Gott weiß, dass in jedem Menschen Gutes und Böses steckt“.
Aber Gott richtet uns nicht nach unseren Taten. Wer vor Gott gut und gerecht sein will, muss erkennen, dass er von sich aus nie gut werden kann. Er braucht dazu immer Gottes Hilfe. Dazu hat Gott mich auf die Erde geschickt. Wenn ihr mir vertraut und mit mir lebt, dann seid ihr vor Gott gerecht. Einer fragt: „Warum erzählst du uns dann, wir sollen unsere Feinde lieben, unseren Bruder nicht beschimpfen und immer Gottes Willen tun?“ Jesus sagt:“ Ich lade euch ein, mit mir zu leben, damit ihr lernt, Gutes zu tun. In den Himmel kommen wir nicht wegen der guten Taten, sondern weil Gott uns für immer bei sich haben will. Aber Gott will, dass wir wirklich neue Menschen werden. Wenn er uns rechtfertigt, dann hilft er uns auch, als Gerechte zu leben. Gott gibt uns immer wieder die Chance, neu anzufangen und es gut zu machen.“
So könnte ein Gespräch Jesu mit seinen Jüngern ausgesehen haben.
Ein kurzes Gebet: „ Gott du bist unser Vater – hilf uns, als deine Kinder zu leben. Du bist heilig — mach du uns auch heil und heilig. Hilf uns, so zu leben, wie es dir gefällt. Gib uns, was wir brauchen und vergib uns, was wir falsch gemacht haben. Hilf uns, anderen zu vergeben, die uns Böses angetan haben. Geh mit uns in diesen Tag und in die neue Woche. Segne und behüte uns. Amen.
In diesem Sinne, wir sehen uns bestimmt in Gottes Reich wieder.
Ihre GP A. Schenk

„Ein alltägliches Wort“

„Ein alltägliches Wort“

Liebe Leser des Gemeindebriefes.
Manchmal stößt man auf Worte unserer Alltagssprache und fühlt sich eingeladen oder gar genötigt, über Sinn und Bedeutung eines solchen Wortes tiefer nachzudenken. Mir geht es gerade mit dem Wort GEWISSEN so.
Obwohl in meiner Bibel dieses Wort relativ spät (auf Seite 493) zum ersten mal auftaucht, finde ich es in unausgesprochener Form schon viel früher, in der wunderbaren Geschichte von Adam, Eva, Gott und der Schlange. Da wird dem Paar dringend geboten, nicht vom BAUM DER ERKENNTNIS zu essen! Aber es kam, was kommen musste. Dem Ratschlag der Schlange folgend wurde eben doch vom Baum genascht, die Augen der Menschen waren nun geöffnet, zu unterscheiden zwischen GUT und BÖSE. Das Unheil nahm seinen Lauf – bis heute. Wie schön könnte unser Leben sein! Hätte es doch diesen fatalen Vorfall im Paradies nie gegeben!
Aber ERKENNTNIS bringt WISSEN mit sich. So sind wir alle zu WISSENDEN und MITWISSERN geworden und haben nun – ob wir wollen oder nicht – ein GEWISSEN! Zugegeben: das ist mitunter eine echte Last und ich beneide manchmal die sorglosen, “gewissenlosen“ Tiere, die einfach ihrem gottgegebenen Instinkt folgen dürfen.
Was sind das für Dinge, die unser Gewissen rühren? Eine offensichtliche Ungerechtigkeit? Die freundliche Mahnung eines wohl-wollenden Mitmenschen? Eine Predigt? Bilder von hungernden Kindern? Eine eigene Untat, die lieber nicht ans Licht kommen sollte? Das beherzte Handeln eines Anderen, der etwas tut, was ich eigentlich auch tun sollte, mich aber nicht traue? Der unsympathische Typ, der mir mit seiner Existenz einen Spiegel vorhält?
All das hat bei mir schon irgendwann einmal ins “Schwarze“ getroffen. Doch es gibt etwas, das kommt – ich weiß nicht recht warum – immer wieder. Ein Gedicht, das ich als ca.13-jähriger Schüler gelernt habe, pikst mir regelmäßig ins Gewissen.
Hier ist es. Und es ist wie immer und zu allen Zeiten brandaktuell:
„Ferientag eines Unpolitischen“
Der Postbeamte Emil Pelle
hat eine Laubenlandparzelle,
wo er nach Feierabend gräbt
und auch die Urlaubszeit verlebt.
Ein Sommerläubchen mit Tapete,
ein Stallgebäude, Blumenbeete.
Hübsch eingefasst mit frischem Kies,
sind Pelles Sommerparadies.
Zwar ist das Paradies recht enge
mit fünfzehn Meter Seitenlänge;
doch pflanzt er seinen Blumenpott
so würdig wie der liebe Gott.
Im Hintergrund der lausch’gen Laube
kampieren Huhn, Kanin und Taube
und liefern hochprozentgen Mist,
der für die Beete nutzbar ist.
Frühmorgens schweift er durchs Gelände
und füttert seine Viehbestände.
Dann polkt er am Gemüsebeet,
wo er Diverses ausgesät.
Dann hält er auf dem Klappgestühle
sein Mittagsschläfchen in der Kühle.
Und nachmittags, so gegen drei,
kommt die Kaninchenzüchterei.
Auf einem Bänkchen unter Eichen,
die noch nicht ganz darüber reichen,
sitzt er, bis dass die Sonne sinkt,
wobei er seinen Kaffee trinkt.
Und friedlich in der Abendröte
beplätschert er die Blumenbeete
und macht die Hühnerklappe zu.
Dann kommt die Feierabendruh.
Er denkt: Was kann mich noch gefährden!
Hier ist mein Himmel auf der Erden!
Ach, so ein Abend mit Musik,
da braucht man keine Politik!
Die wirkt nur störend in den Ferien,
wozu sind denn die Ministerien?
Die sind doch dafür angestellt,
und noch dazu für unser Geld.
Ein jeder hat sein Glück zu zimmern.
Was soll ich mich um andre kümmern?
Und friedlich wie ein Patriarch,
beginnt Herr Pelle seinen Schnarch.“

Dieses Gedicht schrieb Erich Weinert im Jahr 1930. Knapp drei Jahre später kam Hitler an die Macht.
Vielleicht treibt auch Sie manchmal die Frage um: Welchen Stellenwert hat Politik im Rahmen des christlichen Glaubens?
Als Anregung möchte ich uns noch zwei Zitate mitgeben:
„…Auch Christen sollen sich nicht aus der Pflicht stehlen, ihrerseits eine politische Ethik zu formulieren, die mit den ethischen Werten in der biblischen Offenbarung übereinstimmt. Diese Werte sollen das öffentliche Leben durchdringen, wie Hefe den Teig…“
(Dr. Renè Padilla, Lateinamerikanischer Theologe und Pastor).
„….Zu den politischen Institutionen seiner Zeit äußert Jesus nur verhüllte Kritik, entwickelt aber Strategien gewaltfreien Widerstands. Jesu Schülergruppe selbst erscheint als Gegen-Gesellschaft zu den soziopolitischen Verhältnissen. …“
(Stefan Schreiber, „Der politische Jesus“, Münchener Theologische Zeitschrift)
Nehmen wir diese Denkanstöße ruhig mit in den Garten, um zwischen Blumen und Radieschen alles im
Herzen zu bewegen.
Frohe, gesegnete Sommerwochen wünscht
Kantor Christian Domke.

Andacht Apg. 17,27

Andacht Apg. 17,27

Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns.
Denn in ihm leben, weben und sind wir. Apostelgeschichte 17,27
Keinem von uns ist Gott fern.
Paulus ist auf Missionsreise und er kommt nach Athen. Er beginnt, mit den Menschen über die frohe Botschaft von Jesus Christus zu reden. Das spricht sich in dieser Stadt herum und er wird von aufgeschlossenen Athenern gefragt, was er da lehrt. Paulus geht ganz unbefangen auf sie ein. Er greift auf, was die Menschen schon kennen, Fragen nach Gott und Religion. Er knüpft an, indem er die Frage umdreht. Sie lautet bei ihm nicht „Wo ist Gott?“, sondern „Wo sind wir?“
In Gott leben wir vom ersten Atemzug an bis zum letzten. In Gott weben wir, wir bewegen uns in seiner Welt. In ihm sind wir. Auch ohne Zustimmung oder Einsicht ist Gott jedem Menschen nahe.
Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist,
er, der Herr des Himmels und der Erde, der ist nicht ferne von uns allen.
Wir brauchen ihm nichts zu bringen. Davon ist Gott nicht abhängig. Er schenkt uns ja das Dasein. Unser Leben und diese Welt sind uns von Gott gegeben.
Die Botschaft vom Geschaffen-Sein durch Gott ist noch nicht die ganze Botschaft von der Liebe Gottes. Bei Paulus ist es ein Einstieg für die Athener.
In unserer Zeit erleben wir die Gefährdung der Schöpfung. Durch menschliches Tun werden Ökosysteme zerstört und Tier- und Pflanzenarten in großem Ausmaß unwiederbringlich ausgelöscht. Und wie es scheint, schafft es der Mensch nicht, die Zerstörung der Schöpfung aufzuhalten.
„Wo sind wir“ in diesem modernen Weltzustand?
Die Freude, das Staunen, die Ehrfurcht vor dem Wunder der Schöpfung, die kennt doch eigentlich jeder. Aber solche Erfahrung muss sich mehr denn je umsetzen ins Handeln, in Alltagsentscheidungen, in Achtsamkeit, die den Lebensstil verändert.
Wir Christen sollten da dabei sein.
Wenn die Schöpfung aus den Fugen gerät, ist der Einstieg in die Botschaft des Paulus in Frage gestellt: Das Staunen und das Lob Gottes über das Geschenk des Lebens.
Dabei wollen wir doch Menschen erreichen mit der Botschaft von der ganzen Liebe Gottes zu uns.
So klar, ohne Wenn und Aber, mit Paulus möchten wir sagen:
Keinem von uns ist Gott fern.
Mit sommerlichen Grüßen von allen Mitarbeitern
Pfarrer Gerd Trommler

Andacht : Gelassenheit

Andacht : Gelassenheit


Um zur
inneren Gelassenheit
zu kommen,
rät uns die Bibel zu einer
bestimmten Einstellung:
“Alles hat seine Zeit und
ein jegliches Vorhaben unter dem
Himmel hat seine Stunde:
geboren werden hat seine Zeit,
sterben hat seine Zeit,
pflanzen hat seine Zeit,
was gepflanzt ist hat seine Zeit.
Töten hat seine Zeit,
heilen hat seine Zeit,
abbrechen hat seine Zeit
und bauen hat seine Zeit,
weinen hat seine Zeit,
lachen hat seine Zeit,
klagen hat seine Zeit,
tanzen hat seine Zeit,
Steine werfen hat seine Zeit,
Steine sammeln hat seine Zeit,
herzen hat seine Zeit,
aufhören zu herzen hat seine Zeit,
suchen hat seine Zeit,
verlieren hat seine Zeit,
behalten hat seine Zeit,
wegwerfen hat seine Zeit.
Zerreisen hat seine Zeit,
zunähen hat seine Zeit,
schweigen hat seine Zeit,
reden hat seine Zeit,
lieben hat seine Zeit ,
hassen hat seine Zeit,
Streit hat seine Zeit,
Friede hat seine Zeit.
Er hat alles schön gemacht
zu seiner Zeit, auch hat er
die Ewigkeit in ihr Herz gelegt.“
Das sind einige Verse aus dem Prediger im 3. Kapitel. Der Prediger spricht ein weises Wort gelassen aus, alles ist zweifellos richtig. Das Ganze stimmt mit Punkt und Komma und doch ist es schwer, diese Worte ins alltägliche Leben umzusetzen. Ja, alles im Leben hat seine Zeit, auch diese Coronakrise. Wenn wir jeden Lebensabschnitt, gute und schlechte Ereignisse aus Gottes Hand nehmen, wenn wir bedingungslos „Ja“ sagen, dann sind wir gelassen. Dann wissen wir, was er (Gott) tut, ist vollkommen. Innerer Reichtum ist
Gelassenheit. Diesen Reichtum der seelischen Stärke wünsche ich Ihnen und uns allen in diesen Tagen.
Gebet:
„Herr segne unser Tun und Lassen Amen.“
Gelassenheit ist ein Geschenk und keine Leistung. Die Ruhe Gottes macht alles ruhig. In diesem Sinne bleiben Sie gelassen.
Ihre A. Schenk

Andacht — Gott steht an unserer Seite

Andacht — Gott steht an unserer Seite


„Wir aber haben Gott auf unserer Seite! Er will uns helfen, Er wird für uns kämpfen!“ Das Volk vertraute seinem König und fasste neuen Mut. (2.Chronik 32, 7-8)
Hiskia war König von Juda. Er regierte in einer Zeit, in der Israel geteilt war in Nordreich und Juda. Ständig war sein Reich Angriffen der Assyrer ausgesetzt. Von Hiskia sagt die Bibel, er habe getan, was dem Herrn wohlgefiel.
Die Worte von Hiskia, dem König von Juda, klingen heute genauso wahr, wie vor Hunderten von Jahren, als sie in dieser Situation zum ersten Mal gesprochen wurden. Juda wurde durch den mächtigen König Assyriens, Sanherib, eingenommen. Hiskia bereitete Juda für den Kampf vor, indem er sie bewaffnete, aber nicht allein das. Er sprach auch ein viel wichtigeres Thema vor dem Volk an. Er wusste, dass Gottes Volk in solchen Momenten oft der Angst ausgesetzt war und er wusste, woher diese Angst kam. In solchen Herausforderungen gerieten die Leute oft in Panik, weil sie unter einer Identitätsamnesie litten. Das heißt, sie vergaßen, dass sie Gottes Kinder waren und sie vergaßen, wer Gott in seiner Allmacht und Herrlichkeit ist. In diesem Augenblick wusste Hiskia, dass es nicht reicht ein guter König und fähiger General zu sein; er musste auch ein weiser Seelsorger für das Volk sein.
Als sie sich auf den assyrischen Angriff vorbereiteten, wollte Hiskia nicht, dass das Volk von Juda dachte, sie müssten sich allein auf ihren Kampfmut, ihre Kriegserfahrung und ihr Geschick mit Waffen umzugehen, verlassen.
Er wollte, dass sie wissen, wie außerordentlich sie mit etwas anderem gesegnet waren, das sie auf keinen Fall vergessen durften. Er machte ihnen diese Zusage: „Seid mutig und entschlossen! Lasst euch nicht einschüchtern vom assyrischen König und seinem großen Heer!
Denn auf unserer Seite steht einer, der viel mächtiger ist als er.
Für den König von Assyrien
kämpfen nur Menschen.
Wir aber haben Gott auf unserer
Seite! Er will uns helfen,
Er wird für uns kämpfen!“
Das Volk vertraute seinem König und fasste neuen Mut.
Es werden immer wieder Augenblicke kommen, in denen wir uns fragen: „Woher soll ich den Mut nehmen, um dem zu begegnen, was mich erwartet“ Hiskia gibt uns die Antwort: „Blicke auf und erinnere dich an deinen Gott!“. Als Kind Gottes ist niemand auf sich allein gestellt. Glauben wir das?
Ihre Daniela Griesbach

Andacht zumToten- bzw. Ewigkeitssonntag

Andacht zumToten- bzw. Ewigkeitssonntag

Psalm 90,12
„Lehre uns bedenken, dass wir sterben
müssen, auf dass wir klug werden.“


An die eigene Endlichkeit denken,
kann uns in Angst versetzen und
Druck machen. Was will ich noch in
meinem Leben erreichen? Ich könnte
etwas Wichtiges verpassen! Und tatsächlich,
im Internet und in den Bücherregalen
springen etliche auf diese
Todesangst auf mit sogenannten
bucket lists oder frei übersetzt
„Löffellisten“.
Ein Beispiel: „40 wichtige Dinge, die
auch du in deinem Leben unbedingt
gemacht haben solltest, bevor du den
Löffel abgibst!“ oder „99 Dinge, die
man im Leben ultimativ getan haben
sollte.“ und die Zahl lässt sich beinah
ins Unendliche erhöhen: Von 254 oder
gar 500 Dingen ist da die Rede. Zugegeben,
sie sind oft so übertrieben oder
willkürlich, dass man sie nicht
ernst nehmen kann. Z.B.: Bereise alle
Länder der Welt, die mit A anfangen.
Warum nicht mit P wie Puerto Rico?
Manche sind richtig anregend: Auf
einer Wiese liegen und Wolkenbilder
finden. Dafür nehmen wir uns wohl
tatsächlich zu wenig Zeit! Manche
sind echt süß: Einen Igel im Keller
überwintern lassen.
Aber einmal abgesehen von solchen
recht willkürlichen Lebenszielen haben
wir alle welche. Mehr oder weniger
bewusst leben wir danach. Eine Familie
gründen gehört klassisch oft dazu
oder ein Haus ausbauen. Jede und
jeder hat noch seine ganz persönlichen
Lebensziele. Sie verändern sich
auch im Laufe des Lebens.
Ein 76-Jähriger hat andere als eine
18-Jährige.
Aber es kommt vor, dass wir unsere
Sterblichkeit spüren, wie es der Psalm
sagt. Dabei denke ich nicht vordergründig
an den Tod, sondern an Abschiede
von uns Wichtigem: Ein Lebenstraum
zum Beispiel oder ein Teil
meiner Gesundheit. Es kann auch ein
großer materieller Verlust sein oder
die gute Beziehung zu jemandem.
Immer dann ragt unsere Sterblichkeit
in unser Leben, eine Verbindung zum
Leben reißt ab. Aber wie gehen wir
mit dem um, was für uns unwiederbringlich
verloren ist? Was heißt dabei
„klug werden“?
Eine christliche Antwort gibt uns Paulus
im ersten Korintherbrief, Kapitel
drei. Er schreibt da: Denn niemand
kann ein anderes Fundament legen als
das, das schon gelegt ist. Und das ist
Jesus Christus. Es spielt keine Rolle,
womit auf dem Fundament weitergebaut
wird: mit Gold, Silber oder Edelsteinen,
Holz, Heu oder Stroh. Es wird
sich zeigen, was das Werk eines jeden
Einzelnen wert ist. […]
Verbrennt das Werk, wird er seinen
Lohn verlieren. Er wird zwar gerettet
werden – aber nur wie jemand, der
gerade noch dem Feuer entkommen
ist.
(1. Korinther 3,11-13a.15 Basisbibel)
Aus christlicher Sicht können wir tatsächlich
unser Lebensziel verfehlen.
Und es ist gar nicht, wie die Löffellisten
vermuten lassen, dass ich mir
selbstgesteckte Ziele erfüllen muss.
Es ist das, was Gott für mein Leben
möchte und besteht in der Christusnachfolge.
Das reicht von den allgemeinen
Zielen, Gottes Gebote zu halten
und ihn durch meine Taten und
Einstellung zu ehren. Bis hin zu den
ganz persönlichen Aufgaben, die Gott
mir gibt. Diese erkenne ich, wenn ich
Gott darum bitte.
Aber auch hier kann ich manchen Ansprüchen
nicht gerecht werden, kann
Lebensziele verfehlen. Dann, wenn ich
mich am Ende meines Lebens vor Gott
verantworten muss. Tatsächlich kann
mein Lebenswerk bildlich gesprochen
verbrennen, es für wertlos oder sogar
schädlich beurteilt werden. Von anderen,
von mir, von Gott.
Und trotzdem ist damit noch nicht alles
verloren. Ich selbst bin es nicht. Jesus
Christus hat sich mit mir fest verbunden.
Mit seiner Auferstehung von den
Toten hat er meiner Sterblichkeit den
letzten düsteren Ernst genommen.
Mögen alle Verbindungen zu einem
erstrebenswerten Leben zerreißen.
Eine Verbindung bleibt: Die zu Jesus
Christus, den von den Toten Auferstandenen.
In der Taufe wird mit mir
diese Verbindung festgemacht und im
Abendmahl gestärkt. Im Vertrauen auf
Christus trägt sie mich wie ein fester
Grund, von dem Paulus spricht. Dieser
Halt tröstet in den Verlusten des Lebens.
Er hilft, gelassen und befreit ein
gottgefälliges Leben zu suchen und
über manchen Anspruch an ein angeblich
perfektes Leben entspannt zu lachen.
So leben wir klug mit unserer Sterblichkeit.
Pfarrer P. Pohle

Ein Wort von Landesbischof Tobias Bilz zum Buß- und Bettag

Ein Wort von Landesbischof Tobias Bilz zum Buß- und Bettag

»… so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.« (Mt 11, 29)
Der Buß- und Bettag ist in Sachsen ein gesetzlicher Feiertag. Das ist ein großes Geschenk!
Wir können einen zusätzlichen Tag dafür nutzen, um Klarheit darüber zu gewinnen, ob wir
mit unserer Lebensführung auf einem guten Weg sind und wir können mit Gott darüber
sprechen. So bietet dieser besondere Tag Gelegenheit für Selbstkritik, Besinnung und neue
Orientierung.
Wir begehen den Buß- und Bettag dieses Jahr mitten im November-Lockdown. Die erneuten
Einschränkungen verlangen uns eine Menge ab. Ich habe den Eindruck, sie werden schwerer
verarbeitet als im Frühjahr. Viele Menschen kommen an die Grenzen ihrer Kraft. Die Spannungen
unter uns nehmen zu, manchmal liegen die Nerven blank. Normalerweise leben
wir jetzt auf die Adventszeit zu und freuen uns auf Weihnachten, doch die Aussichten sind
dieses Jahr trüb.
Was bringt uns durch diese schwierigen Wochen? Wer hilft uns, das Geschehen einzuordnen?
Wie gewinnen wir neue Zuversicht?
Jesus verspricht, dass er Menschen zur Ruhe führen will. Im 11. Kapitel des Matthäusevangeliums
ist das mit folgenden Worten aufgeschrieben:
Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt
auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so
werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Ich erkenne darin drei große Herausforderungen und zugleich Chancen:

  1. Lasten bewegen
    Niemand möchte belastet sein und doch ist keiner dauerhaft davon befreit. Im Moment
    spüren wir stärker als sonst, was es heißt, nicht unbeschwert leben zu können. Uns wird
    neu wichtig, dass es Grundrechte geben muss. Zugleich bekommen wir vor Augen gehalten,
    dass sich daraus kein Anspruch auf unbeschwertes Leben ableiten lässt. Das löst bei vielen
    Widerstand aus. Manchmal ist Widerstand notwendig. Ich frage mich, ob er hier hilft oder
    nur zusätzlich Kraft kostet und für Aufregung sorgt.
    Demgegenüber empfiehlt Jesus, das Joch zu tragen. Damit stellt er uns die Frage, ob es nicht
    zumutbar ist, sich einspannen zu lassen, um eine Last zu bewegen. Im Moment heißt die Last
    vor allem Corona. Es gilt Einschränkungen zu ertragen und Mühe auf sich zu nehmen, um
    diese Herausforderung zu bewältigen. Dabei sind die Lasten ganz unterschiedlich verteilt.
    Deshalb dürfen wir nicht nur schauen, wie wir selbst gut durchkommen, sondern werden
    unser Leid auch ins Verhältnis setzen müssen zu dem, was andere zu tragen haben. Niemand
    soll überfordert werden. Wir bewegen die Lasten gemeinsam.
  2. Vorsichtig miteinander sein
    Obwohl niemand ganz genau weiß, welchen Gesetzmäßigkeiten das Corona-Virus folgt, erklären
    wir uns gegenseitig unablässig, wie damit umzugehen ist. Das geschieht zum Teil
    in großer Erregung. Verdächtigungen werden ausgesprochen, Argumente nicht zugelassen.
    Freundschaften kommen unter Druck und wechselseitige Aufforderungen haben ultimativen
    Charakter. Angst macht sich breit.
    Sanftmut aber ist die Fähigkeit, sich nicht von der Erregung mitreißen zulassen. Sie setzt auf
    einen behutsamen Umgang miteinander und möchte, dass niemand verletzt wird. Corona
    fordert uns genug heraus, durch mangelnde Sensibilität vergrößern wir die Last. Stattdessen
    muss jetzt immer mitgedacht werden, was unser Verhalten für andere bedeutet. Tragen wir
    zu Verwirrung und Spaltung bei oder liegen uns Ermutigung und Zusammenhalt am Herzen?
    Dort, wo die Sanftmütigen ihre Wirksamkeit entfalten, kommt der Himmel auf die Erde. Gerechtigkeit,
    Frieden und Freude gewinnen an Kraft. Alle können aufatmen.
  3. Sich selbst zurücknehmen
    Ein demütiger Mensch kann akzeptieren, dass er selbst nicht das Maß der Dinge ist. Er erkennt
    an, dass andere ihm gleichgestellt sind und ordnet sich ein. In der Corona-Pandemie lastet
    eine hohe Verantwortung auf denen, die in Politik und Gesellschaft, Gesundheitswesen und
    Wirtschaft Entscheidungen treffen müssen. Sie sollen nicht nur bestmöglich durch die Krise
    führen, sondern auch noch mit guten Argumenten und persönlicher Überzeugungskraft alle
    mitnehmen. Das kann nicht immer gelingen, zumal es unterschiedliche Handlungsoptionen
    gibt und die Dinge kompliziert sind. Verantwortliche brauchen jetzt Ermutigung und Unterstützung.
    Es muss ihnen zugetraut werden, dass sie unter Abwägung vieler Aspekte nach
    bestem Wissen und Gewissen handeln.
    Demütige Menschen sind keineswegs unterwürfig, wenn sie vorgegebene Einschränkungen
    mittragen. Sie sind aber bereit, um eines höheren Zieles willen, eigene Ambitionen zurückzustellen.
    Das ist jetzt besonders gefragt.
    Lasten bewegen, vorsichtig miteinander sein und sich zurücknehmen – das kann schnell
    zur Überforderung werden. Wir spüren, dass dazu Überwindung gehört. Mir gelingt das nur,
    wenn mein Gottvertrauen intakt ist. Wenn Gott mir Lasten zumutet und dabei an meiner
    Seite bleibt, werden sie tragbar sein. Weil er vorsichtig mit mir umgeht, kann ich auch anderen
    gegenüber vorsichtig sein. Ich glaube, dass Gott der Herr über das Leben ist, deshalb
    kann ich auch Menschen gegenüber demütig sein. So ist der Buß- und Bettag nicht nur zur
    Selbstbesinnung da. Er bietet vielmehr die Gelegenheit, Gott zu suchen und die Gewissheit
    zu gewinnen, dass er in der Krise mitten unter uns wirkt.
    Etwas Persönliches zum Schluss:
    Ich habe einen November-Gruß bekommen, eine Postkarte. Eine Collage zeigt einen blauen
    Hund auf einem Stuhl. Er schnauft durch und schaut von einem Hügel aus auf ein großes
    Durcheinander, welches sich zu seinen Füßen abspielt. Dazu steht: „innehalten – durchatmen
    – neu orientieren“.
    Noch nie hat mich jemand zum November gegrüßt. Deshalb spricht mich diese Karte besonders
    an. Sie weist mich auf das hin, was jetzt möglich ist und stimmt mich auf den Buß- und
    Bettag ein. Ich denke, es ist möglich, zur Ruhe zu kommen.
    Tobias Bilz
    Landesbischof

Wort zum Buß- und Bettag 2020
Herausgegben von
Landesbischof
Tobias Bilz
Bischofskanzlei
An der Kreuzkirche 6
01067 Dresden
bischof@evlks.de
www.evlks.de
Wort zum Buß- und Bettag 2020