Kirche Dorfchemnitz

Kirche Dorfchemnitz
Kirche Dorfchemnitz

1.1.       Der Turm

Der 4-eckige Teil des Turmes ist der älteste Teil unseres Gotteshauses. Er ist der einzige Rest, der von der alten Kirche erhalten geblieben ist. An ihn wurde das neue Gotteshaus in den Jahren 1692/93 angebaut. Im Inneren sind gut die Gerüstlöcher zu erkennen, die den Bau des Turmes von innen ermöglicht haben. Im Jahre 1933/34 wurde das Schieferdach durch Kupfer ersetzt. Da die neuen Kupferfälze fehlerhaft waren, lief in den folgenden Jahren immer wieder Wasser in die Holzkunstruktion und machte im Jahr 2008 eine komplette Turmsanierung nötig.

1.2.       Die Glocken

Sie sind zwar nicht zu sehen, aber weithin zu hören.
Die kleine Glocke von 1522 mit der Inschrift:
„Avemaria gracia o rex glorie, veni cum pace.“ SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM EX HOC NVNC. Anno dm 1522.“
Übersetzung: „Sei gegrüßet Maria der Gnaden  O König der Ehren, komm mit Frieden.
Dem Namen des Herrn sei Lob (und Preis) von hier aus. Im Jahre des Herrn 1522.“
Die mittlere Glocke von 1515 mit der Inschrift:
„o rex gloriae veni cum pace Martine ora pro nobis”
Übersetzung: „O König der Ehren, komm mit Frieden. (Hlg.) Martin bete (leiste Fürbitte) für uns.“
Die große Glocke von 1829 mit der Inschrift:
„Heilig, heilig, heilig ist unser Gott, alle Lande sind seiner Ehre voll.“ Sowie der Name des Rittmeister v. Hartitzsch, dessen Gemahlin, der Gemeinden, des Pfarrers und des Verfertigers.

mittlere Glocke

große Glocke

kleine Glocke

1.3.       Das Vorhaus

Unsere Kirche besitzt ein kleines Vorgebäude mit 2 doppelflügligen Türen. Vermutlich wurde es aus Wetterschutzgründen nachträglich angebaut. Über dem Westeingang befindet sich ein stark verwitterter Wappenstein der Familie Hartitzsch mit den beiden gekreuzten Fischen. Nutzt man diesen Eingang, kann man in gerader Linie bis zum Altar laufen.

1.4.       Das Eingansportal

Diese alt-ehrwürdige Tür ist ein wahres Schmuckstück. Über ihr ist die Jahreszahl des Kirchenneubaus sehr gut zu erkennen. Das aufwändig gearbeitete Schloss deutet darauf hin, dass hier einmal der Haupteingang der Kirche gewesen sein muss.

1.5.       Der Mittelgang

Der Mittelgang führt den Besucher direkt vom Eingang zum Altarbereich. Dies ist jedoch erst seit 1948 so, denn davor gab es zwei Gänge – links und rechts. Der Sandsteinboden konnte im Jahr 2010 durch eine großzügige Spende verlegt werden, davor lagen einfache Feldsteine als Gehfläche.

1.6.       Das Gestühl

Das Gestühl ist bis auf die ersten vier Reihen original erhalten. Beim genauen Hinsehen kann man die Hobelspuren des Handhobels erkennen, welcher die Bretter bearbeitet hat. Auf einer Seite sieht man auch deutlich, dass zwei Teile zusammengesetzt wurden. Dies waren die früheren äußeren Bankreihen, die Mittelbänke, waren von der Länge so gearbeitet, dass sie genau auf eine Seite passten.

1.7.       Die Emporen

Die Emporen aus dem Klassizismus wurden 1802/1804 eingebaut. Sie umlaufen das Kirchenschiff komplett in zwei Etagen, wobei die oberste altarabgewandte Seite unsere Orgel beherbergt und die mittlere Ebene die ehemalige Wolfsgrunder Loge ist. Hier sind an einziger Stelle alte Bauernstühle als Sitzmöglichkeit angeschafft worden.

1.8.       Die Gesangbuchkästchen

Die Gesangbuchkästchen sind an einigen Stellen noch vorhanden. Hier bewahrten die Gottesdienstbesucher die Gesangbücher bis zum nächsten Gottesdienst auf. Sie dienten aber gleichzeitig als „Stammplatzmarkierung“. Bücher waren damals kostbar und teuer. Da der Kirchenbesuch zu Fuß erfolgte, mussten die Bücher bei jedem Wetter mit transportiert und zu Hause gut aufbewahrt werden. Diese Minischränke machten dies überflüssig.
„Bereits 1840 hatten alle Parochianen ihre Stände,  und auch Hausgenossenstände selbst verlooset, und nie kann darüber Streit entstehen.“ (SKG)

1.9.       Die Logen

Zu beiden Seiten der Kanzel, welche sich über dem Altar befindet, sind die Patronatslogen mit Fenstern, darunter die Kirchenstände für die Gerichtspersonen (Erb- und Lehnrichter,  Gerichtsschöppen und Kirchenvorsteher). Die aktive Nutzung wird bis 1945 vermutet.

1.10.     Die Kayser Orgel

Die 1673 von einem unbekannten Orgelbauer erstellte kleine Orgel wird Ende des 18. Jahrhunderts als ungenügend und unbrauchbar bezeichnet. Anfang 1799 wurde von Johann George Friedlieb Zöllner ein Kostenvoranschlag für eine zweimanualige Orgel mit 23 Stimmen, die im Chorton stehen und 1.200 Taler kosten soll, erstellt. In seinem Gutachten vom 23. Mai 1799 beanstandet Kayser die „vielen kleinen Stimmen“ – im Hauptwerk und dass nur der Prospekt von Zinn, „alles übrige aber blos von Holtz und Metall gemacht werden soll“. Außerdem hält er es für angebracht, dass „ein solches Werck nicht in Chor- sondern in richtigem Kammer-Ton gesetzet werde“. Nach Besichtigung der Kirche hält er im Gutachten vom 12.08.1800 „eine ziemlich starke Orgel“ für erforderlich. Am 19.02.1801 fand der Vertragsabschluß mit Kayser über eine zweimanualige Orgel mit 18 Stimmen für 1.200 Taler mit Fertigstellung im Herbst 1803 statt. Im Abnahmegutachten beurteilt Kantor und Musikdirektor Johann Gottfried Fischer aus Freiberg das Werk als „der Disposition gemäß gut und dauerhaft“. Die Einweihung erfolgte am 09.10.1803.
Das Gehäuse ist klassizistisch gehalten und oben geschlossen. Das Prospekt enthält im Mittelfeld 13 große und in den 2 Seitenfeldern je 15 kleinere Pfeifen sowie Teile aus schlichtem Gitterwerk. Die Fassung ist weiß, die Ornamente sind vergoldet. Die Pedalspielmechanik ist wie bei den Silbermannorgeln ausgeführt. Die Pedalkoppel ist als Schlittenkoppel mit Wellenbrettmechanik gearbeitet. Der Untertastenbelag der Manualklaviaturen ist noch original Ebenholz, der Obertastenbelag aus Elfenbein ist leider nicht mehr erhalten. Auf den Klaviaturbacken des Obermanuals befindet sich je ein Knopf, die Registerknöpfe sind mit Porzellanschildern beiderseits in je zwei Vertikalreihen angebracht.

1.11.     Der Altar

Der Kanzelaltar ist direkt in die Emporen integriert, der Zugang erfolgt jedoch separat über die östlich angebaute Sakristei. Der Altar ist in Form einer  klassischen antiken Ordnung, dem Triglyphenfries (kanellierte Pilaster mit rückgelegten Halbpilastern, Dreiecksgiebel) gegliedert. Der Dreiecksgiebel ist mit dem Gottesauge im Strahlenkranz bemalt. Sämtliche Profile an der Altararchitektur sind goldfarbig bronziert. Über dem Altar auf der zweiten Empore ist ein lebensgroßes Kruzifix (Christusfigur) an einem ca. 3 m hohen Kreuz installiert, welches augenscheinlich nicht zum aktuellen Altarensemble gehört, sondern wesentlich älter ist.

1.12.     Die Paramente

Die farbigen Textilien am Altar und an der Kanzel sind in fünf Farben vorhanden: grün, weiß, rot, violett und schwarz. Entsprechend der Kirchenjahrzeit werden diese gewechselt. Das Kirchjahr beginnt im Advent und endet am Ewigkeitssonntag.

1.13.     Die Kanzel

Als Schmuck der Kirche wurden im Jahre 1893 fünf sehr alte, vergoldete Holzfiguren, Christus und die vier Evangelisten darstellend, an Altarwand und Kanzel wieder angebracht. Diese hatten, ebenso wie ein bereits früher über der Kanzel befestigtes großes Kruzifix aus Alabaster, lange Zeit auf dem Kirchboden gelegen. Wer nachzählt wird feststellen, dass nur drei Figuren zu sehen sind. Jesus, Markus und Lukas, die Figuren des Johannes und Matthäus sind 1995 gestohlen worden.

1.14.     Der Tauftsein

Bis zum Jahre 1851 entbehrte die Kirche eines Taufsteines. Auf einen hölzernen Tauftisch wurde die zinnerne, sehr hübsch ziselierte Taufschüssel vom Jahre 1733 gesetzt. Auf Anregung  des Pfarrers Dr. Voigt ist jedoch in dem angegebenen Jahr ein Taufstein aus Zöblitzer Serpentin gearbeitet und beschafft worden. Auf Anordnung des Kirchvorstandes von 1998 darf er nicht mehr verrückt werden, da dies der Substanz des Taufsteines schadet.

1.15.     Die Osterkerze

Jedes Jahr wird zu Ostern eine neue Osterkerze entzündet, welche als Zeichen, dass Jesus den Tod überwunden hat und Licht in unser Dunkel bringt, zu allen Gottesdiensten – außer in der Passionszeit – brennt. An ihr werden auch die Taufkerzen entzündet.

1.16.     Der Brautausgang

Der Seitenausgang der Kirche, auch Brautausgang genannt, diente früher nur dem im Namen schon erwähnten Zweck, nämlich als Ausgang für das Brautpaar. Noch heute wird es wie in vielen anderen Kirchen so gehandhabt, dass das Brautpaar nicht den gleichen Weg aus der Kirche nimmt wie beim Eintreten; denn mit einer Ehe beginnt ja etwas ganz Neues und das Leben verläuft in andere Richtungen.

1.17.     Die Truhe

Das älteste Möbelstück unserer Kirche dürften die wenigsten Leute schon einmal zu Gesicht bekommen haben und trotzdem soll es hier mit Erwähnung finden. Es handelt sich dabei nicht um einen Stuhl oder Schrank, sondern um eine Truhe. Ihr Alter wird auf über 500 Jahre geschätzt.

1.18.     Die Fenster

Die Bleiglasfenster über dem Altar wurden erst mit den Turm- und Gestühlarbeiten im Jahr 2008 gefertigt. Vor dieser Zeit waren die Gläser einfach bemalt.