Kategorie: Andachten

Ein geistliches Wort zum Umgang mit der Coronapandemie

Ein geistliches Wort zum Umgang mit der Coronapandemie

Am Novembervormittag klingelt das Telefon. Nach einer Absprache sagt mir die Person, dass sie die ganzen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie für völlig überzogen hält. Unsere Freiheitsrechte würden stark eingeschränkt. Es werde unnötig schlechtes Gewissen gemacht und Angst verbreitet.

Nach ein paar Minuten klingelt das Telefon erneut. Eine andere Stimme. Die Person bittet eindringlich auf bestimmte kirchliche Angebote erst einmal zu verzichten. Das Risiko sich anzustecken sei zu groß. Viele Menschen vor Ort seien schon in Quarantäne.

Zwei Meinungen, die unterschiedlicher kaum sein können. Hier die Angst zu leichtfertig auf unsere Freiheiten zu verzichten. Dort die Sorge, die Lage nicht ernst genug zu nehmen und dabei aus einer falschen Freiheit heraus mit der Gefahr zu spielen. Beides ist nachvollziehbar.

Aber wie können wir mit der Coronapandemie und all den Maßnahmen umgehen? Und zwar so, dass wir gut miteinander auskommen, aber auch mit uns selbst im Reinen sind?

Ich suche eine Antwort bei dem Apostel Paulus. Oft ist er auf seinen Missionsreisen mit ähnlichen Konflikten in den Gemeinden konfrontiert. An konkreten Fragen scheiden sich die Geister. Während die einen sich frei fühlen und frei handeln, fühlen die anderen sich gebunden und tun bestimmtes nicht. Beide haben gute Gründe für ihre Haltung (1. Korinther 8,1-13).

Damals wie heute bleibt die Frage, wie wir im Konflikt mit unserer Freiheit umgehen: Lasse ich meine Freiheit zu sehr beschränken oder bringe ich mit der Freiheit, die ich mir nehme, andere in Not?

Paulus beginnt seine Überlegung folgendermaßen: „,Wir alle wissen doch in dieser Sache Bescheid‘, sagt ihr, und damit habt ihr sicher Recht. Aber bloßes Wissen macht überheblich.“ (Vers 1 Neue Genfer Übersetzung)

Mit „Wissen“ ist auch die eigene Meinung gemeint, nach der wir handeln. Je nach dem gehen uns unterschiedliche Gedanken durch Kopf und Herz, wenn wir Menschen im Geschäft begegnen ohne Masken oder andere weit Abstand von uns halten. Schnell sind wir dabei, uns durch den Umgang anderer mit den Coronaschutzmaßnahmen persönlich herausgefordert zu fühlen. Und schnell kann man überheblich werden: „Was der hat! Der soll sich entspannen!“ Oder: „Merkt die es nicht? Das ist leichtsinnig, so rücksichtslos wie sie sich verhält!“

Aber so kommen wir nicht weiter, sagt Paulus: „Was uns wirklich voranbringt, ist die Liebe.“ (Vers 1) Nicht die eigene Meinung soll unser Denken und Handeln bestimmen, sondern was die oder der andere gerade jetzt braucht. Es braucht eine neue Freiheit, nämlich zugleich zu mir stehen zu können, aber auch auf den anderen einzugehen. Aber woher bekomme ich diese innere Freiheit? Paulus sagt: „Wer Gott liebt, weiß, dass Gott ihn kennt und liebt.“ (Vers 3) Die eigene Meinung und Einstellung sind Gott wertvoll und wichtig. Wenn wir uns also bei Gott geborgen und verstanden wissen, können wir anderen Raum geben. Von Gott innerlich gehalten, können wir unverkrampft zu uns stehen und auch andere stehen lassen, ohne sie zu verurteilen oder zu etwas zu zwingen, was sie nicht möchten.

Wer so innerlich frei ist und denen der Schutz vor Corona persönlich wichtig ist, kann andere gelassen bitten, sich in meiner Gegenwart an die Regeln zu halten. Gott schenkt mir die Freiheit dazu.

Und derjenige, der mehr Freiheit im Umgang mit dem Virus hat, kann sich trotzdem daran halten. Aus Rücksicht auf diejenigen, denen etwas daran gelegen ist. Gott schenkt mir die Freiheit dazu.

Aber es kann nicht mehr darum gehen, auf Prinzipien zu pochen, und die Einhaltung der Maßnahmen durchsetzen zu wollen, wenn es mich nicht betrifft oder nicht in meine Verantwortung fällt. Und andererseits kann es auch nicht mehr darum gehen, Menschen, denen der Schutz vor dem Virus wichtig ist, durch mein Verhalten vor den Kopf zu stoßen. Und schließlich kann es auch nicht darum gehen – wenn wieder neue Nachrichten die eine oder andere Sichtweise bestärken – mit dem Finger zu zeigen. Das bringt uns nicht zusammen und es hilft nicht sich zu verstehen. Paulus würde sagen: Das ist lieblos.

Allerdings wird hier deutlich, dass die Vorsichtigen eher berücksichtigt werden. Ja. Aber es geht hier um die konkrete Situation, die spontane oder notwendige Begegnung in der Öffentlichkeit, im Geschäft, auf Arbeit oder im Privaten. Genauso unerlässlich bleibt auch der Austausch über die verschiedenen Sichtweisen, Argumenten und Meinungen. Wir müssen uns verständigen, hoffentlich auch einigen! Doch das braucht einen geeigneten Rahmen, bei dem sich alle auf einen Austausch einlassen können. Pfr. Pohle

Andacht zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres

Andacht zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres

Friedensstifter …
sind besondere Menschen.
Ich habe sie immer bewundert.
Ihnen gelingt, was ich für unmöglich
halte: Versöhnung schaffen. Viele Beispiele
fallen mir ein. Zwei will ich hier
stellvertretend nennen: Die deutschfranzösische
Aussöhnung nach dem

  1. Weltkrieg, betrieben von Charles de
    Gaulle und Konrad Adenauer oder der
    Kniefall von Willy Brandt am Ehrenmal
    der Helden des Warschauer Ghettos.
    Jesus selbst hat eine hohe Meinung
    über Friedensstifter. Das Matthäusevangelium
    zitiert Jesus mit den Worten:
    „Selig sind, die Frieden stiften;
    denn sie werden Gottes Kinder heißen“,
    Matthäus 5,9.
    Nun ist es eine Sache, sich auf der
    „großen Bühne“ als
    Friedensstifter zu profilieren.
    Wie aber ist
    das, wenn ich privat
    unterwegs bin, in meinem
    Umfeld, dort, wo
    das wachsame Auge
    der Öffentlichkeit nicht
    hinschaut? Bin ich bereit,
    Jesu Auftrag auch
    im Kleinen zu folgen?
    Ein kleines Detail ist
    mir an Jesu Worten
    aufgefallen: Die Bibel
    bezeugt, wer sein Leben
    Jesus Christus anvertraut
    hat,
    der ist Kind Gottes.
    Wer Frieden stiftet, der
    wird von anderen ein
    Gotteskind genannt.
    Ich deute das so: Die Menschen um
    mich herum erkennen und bestätigen,
    dass ich ein Kind Gottes bin, weil sie
    sehen und erleben, wie ich handle.
    Für Jesus ist der Glaube keine Privatsache.
    Was er in meinem Herzen verändert
    hat, soll Auswirkungen auf die
    Gesellschaft um mich herum haben.
    So, wie er Frieden und Versöhnung mit
    Gott in meinem Herzen gestiftet hat,
    möchte er, dass ich Friedensstifter für
    andere werde. Denn: „Selig sind, die
    Frieden stiften; denn sie werden Gottes
    Kinder heißen.“
    Von Wolf-Dieter Kretschmer, erf
    (https://www.erf.de/index.php?
    content_spage=&node=72&content_item=4725)
Andacht Markus 2,23-28

Andacht Markus 2,23-28


Im Text geht es um die Jünger, die
Ähren ausraufen am Sabbat,
was die Pharisäer kritisieren.
Denn das Gebot der Heiligung
des Feiertages ist für sie
wichtig.
Jesus macht ihnen deutlich,
dass der Sabbat für den Menschen
da ist. Also ist die Sabbat-
Ruhe kein Selbstzweck
und Gott kein Herr, der über
die Einhaltung seiner Gebote
wacht. Gott ist ein Gott des
Lebens und der Lebensfreude,
so ist auch die Gestaltung des
Tages zu sehen.
Bei der Sonntagsheiligung geht es
nicht in erster Linie um ein Arbeitsverbot,
sondern darum, dass der Sonntag
dem Leben dient.
Zum Leben gehört unmittelbar, dass
Zeit für die Begegnung mit Gott sein
muss, dass dieses Fest des Lebens
gefeiert werden kann. Sonntags geht
es um „das Leben“.
Die Seele braucht die Liebe.
Um diese Liebe Gottes, die unter uns
wirksam wird, geht es, wenn wir das
Leben in Gemeinschaft feiern.
Das können auch kleine Freundschaften
sein, damit das Leben neuen Farbenglanz
gewinnt und unser innerer
Kompass auf Jesus und sein Erlösungswerk
neu ausgerichtet
wird.
Jeder Mensch steht in seinem Leben
vor der Aufgabe,
seinem Leben eine Richtung
zu geben.
Im Nebel oder in der Krise ist es
schwer, Orientierung zu halten.
Gottes Wort hilft uns
wie der Kompass als ein altes
Messgerät in der Natur.
Diese Ausrichtung auf das Lebenslicht
wünsche ich Ihnen in dieser
dunkler werdenden Zeit.
A.Schenk.

Andacht Psalm 55

Andacht Psalm 55


Liebe Leser,
blättern Sie doch bitte nochmal zurück
zur Titelseite, und vertiefen sich eine
kleine Weile in das Bild …
Welche Gefühle und Gedanken steigen
da aus uns hervor?
Faszination? Wehmut? Sehnsucht?
Lebensfreude? Geborgenheit? Abschiedsstimmung?
Verzagtheit?
Wir leben in der Jahreszeit, die derartige
Naturschauspiele bereithält:
Vogelschwärme, die rauschend über
uns dahinziehen in eine uns unbekannte
Ferne.
Vielleicht schauen wir noch lange
nach, bis ihr hundertfaches Singen
verklingt und sich die Konturen auflösen
im klaren, kühlen, orange-roten
Abendhimmel.
Dann fühlen wir vielleicht dieses Brennen
in der Brust, diesen leichten Druck
im Hals – eine Empfindung, ähnlich
einem Abschied:
Man steht am Bahnsteig, der Zug setzt
sich fast lautlos in Bewegung. Wir winken
einem vertrauten, geliebten Menschen
… wir winken noch immer, obwohl
wir wissen, dass er uns längst
nicht mehr sehen kann.
Ziehende Vögel erinnern uns womöglich
auch an unser Fernweh. Oder an
den Wunsch, dem zu entkommen, was
uns ängstigt, bedrängt oder gar krank
macht.
Im Psalm 55
wird das sehr bildhaft ausgedrückt:
“O, hätte ich Flügel wie Tauben, dass
ich wegflöge und Ruhe fände! Siehe,
so wollte ich in die Ferne fliehen und
in der Wüste bleiben. Ich wollte eilen,
dass ich entrinne vor dem Sturm und
Wetter!“
Hier ist der klagende Beter enttäuscht
von einem falschen Freund. Er
wünscht sich einfach nur weit, weit
weg.
Noch beklemmender ist es, wenn wir
am liebsten vor uns selbst davonlaufen
würden.
Ja, manchmal scheint uns der eigene
Schatten bedrohlich zu werden und
unser Spiegelbild ängstigt uns.
Schauen wir nochmal den Vögeln
nach: Im Herbst ist für sie hier kein
Bleiben.
Wir aber haben hier Heimat, Haus und
warme Stuben. Auch das kann uns
dieses Bild sagen. Und Ihnen sagt es
sicher noch viel mehr, als in den wenigen
Zeilen hier anklingt.
Mir kommt dabei eine Lied-Vers in den
Sinn, der mit seinem
“Wir ruhen all in Gottes Hand“
alles das, was uns bewegt, was wir
fühlen und denken, einschließen kann.

Ihr Kantor C. Domke

Nehmt Abschied, Brüder,
ungewiss ist alle Wiederkehr,
die Zukunft liegt in Finsternis
und macht das Herz uns schwer.
Der Himmel wölbt sich übers Land,
ade, auf Wiedersehn.
Wir ruhen all in Gottes Hand,
lebt wohl, auf Wiedersehn!

Andacht „Geordnete Verhältnisse“

Andacht „Geordnete Verhältnisse“

Andacht Lk 19,1–10
2 Zachäus, der oberste Zolleinnehmer, ein reicher Mann,
3 wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus war. Aber es gelang ihm nicht, weil er klein war und die vielen Leute ihm die Sicht versperrten.
Dieses Gefühl bekommt er nicht los. Dieses Gefühl, dass er einfach nicht groß genug ist. Aber nicht nur jetzt in der Masse der Leute, die Zachäus die Sicht versperren. Schon sein ganzes Leben hat er das Gefühl, dass er zu kurz kommt. Die anderen haben schon immer auf ihn herabgesehen und über ihn gelacht. Irgendwann dreht er den Spieß um und bändelt mit den ver-hassten Römern an. Die geben ihm eine gutbezahlte Stelle als oberster Zolleinnehmer von Jericho. So treibt er für sie die Steuern von den Leute ein, die die Stadt mit ihrer Ware betreten oder verlassen. Das spielt Geld in die Stadtkassen und in seine eigene. Gern auch mal mehr, als die Gesetze vor-schreiben. Aber mit den römischen Besatzern hinter sich fühlt er sich stark, fühlt er sich groß. Was die
anderen über ihn schimpfen, ist ihm egal. Für sie ist er ein Verräter. Von ihm wird sich fern gehalten!
Heute ist ein besonderer Tag.
Jesus, der Zimmermann und Wunder-mann aus Nazareth, kommt in seine Stadt. Diese Chance will er sich nicht entgehen lassen. Er fühlt sich klein, doch er hat sein ganzes Leben gelernt, sich größer zu machen. Er ist schlau und er kann gut klettern. Oben auf dem Baum will er die beste Sicht auf den Heiler haben. Einsame Spitze!
Doch dann hört er sei-nen Namen.
„Zachäus, komm da runter! Schnell, ich muss zu Dir in Dein Haus und Dein Gast sein.“ Zachäus, leicht perplex, folgt den klaren Anwei-sungen. „Warum nicht?“ Denkt er sich. Alle hassen mich und der berühmte Rabbi kommt zu mir. Endlich kann ich ihnen allen zeigen, wie wichtig ich bin und wie groß. Doch dann hört er Jesus von dem Reich Gottes reden. Er hört, dass dort jeder Mensch geachtet wird, auch er. Einfach so, weil Gott das so will. Der kleine Mann, der sich irgend-wie groß machen wollte, um gesehen und wichtig zu sein, bekommt die An-erkennung einfach so. Es durchzuckt Zachäus. Er versteht: „Jesus isst bei mir, nicht weil ich so reich bin, son-dern einfach, weil ich es in seinen Au-gen wert bin. Ich, der korrupte Hals-abschneider.“
Das erste Mal in seinem Leben erlebt er, dass er groß genug ist. Jetzt, wo sich die inneren Verhältnisse geordnet haben, drängt ihm die ganze Unge-rechtigkeit ins Gewissen, die er ande-ren angetan hat, um sie klein und sich selbst größer zu machen. Er will wie-der gerecht leben. Gibt zu viel genom-menes Geld vierfach zurück und die Hälfte seines Vermögens an die Armen Er ist mit Gott und sich versöhnt und streckt auch anderen die Hand hin. Darum urteilt Jesus: In diesem Haus ist es wieder etwas heil geworden. Halleluja!
Wohl dem, beim dem Gott so die Ver-hältnisse ordnet. Amen.
Pfr. Pohle

Andacht „Ohne Sonntag fehlt dir was“

Andacht „Ohne Sonntag fehlt dir was“


Mit diesem Werbespruch wirbt Liedermacher Gerhard Schöne für die Kirchenzeitung: „Der Sonntag“. Mir gefällt dieser Satz immer wieder. Ich will, dass mir nichts fehlt, dass ich keinen Mangel habe. Wenn es also den Sonntag (gemeint ist der Wochen-tag) nicht gäbe, würde mir was fehlen. Was könnte das sein?
Ein Tag zum Ausruhen, ob er nun Sonntag oder Mittwoch heißt, ist völlig unerheblich — brauche ich das wirklich? Gott sagt: „Ja, Mensch, diesen Tag brauchst du. Für dich und für mich.“ Vgl. 2. Mose 23,12
Gott ordnet einen freien Tag an.
Ich soll ihn für mich nutzen. Meine Seele braucht Zeit zum Auf-tanken. Ich darf aus-schlafen, ich darf den morgendlichen Kaffee trinken ohne Zeitdruck im Nacken, ich darf mir Zeit nehmen zum Lesen und Nachdenken, zum Spielen mit den Kindern oder Enkeln, zum Reden mit den Nachbarn. Ich kann Natur genießen beim Spaziergang oder einer Radtour.
Ich darf einfach sein. Womit tanken Sie Ihre Seele auf? Was tut Ihnen gut? Überlegen Sie mal!
Ich soll diesen freien Tag auch für Gott nutzen. Das klingt schon wieder ein bisschen nach Arbeit und Pflichterfüllung. So meint Gott das aber nicht. Gott hat uns Menschen geschaffen als sein Gegenüber.
Wir wollen doch auch mit anderen kommunizieren und Zeit verbringen, oder? Wir sind nicht zum
Alleinsein geschaffen.
ER möchte diese freie Zeit mit uns verbringen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, dies zu tun. Zum Bei-spiel mit einer Stillen Zeit allein im Wohnzimmer oder Garten. Bibellesen und darüber nachdenken, meditieren. Mit Lobpreis kann ich Zeit mit Gott verbringen, das heißt, Gott anbeten mit Liedern oder Psalmen oder eigenen Gebeten. Ich kann in Gemeinschaft einen Gottesdienst erleben. Mittlerweile nicht nur den klassischen in einer Kirche, sondern auch an ganz ungewöhnlichen Orten, so-gar im Internet. Und noch viele Möglichkeiten mehr.
Der Sonntag wurde für den Menschen gemacht, also für mich. Was mache ich damit? Was bringt mir das?
Probieren Sie es bewusst aus: Ein Tag in der Woche ohne Arbeit. Dafür Zeit für mich und Zeit für Gott. Sie werden erleben, dass Sie nie wieder ohne Sonntag leben wollen.
Genießen Sie die Sonntage!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Daniela Griesbach

Wie ein Baum am Wasser gepflanzt

Wie ein Baum am Wasser gepflanzt

Bäume sind für mich faszinierende
Lebewesen. Gern bin ich – vor allem
jetzt in den Sommermonaten – im
Wald unterwegs. Dort, wo viele Bäume
zusammenstehen, ändert sich das Klima:
Es ist feuchter und kühler. Der
ganze Wald ist lebendig. Wenn ich
eine Hand Wald-Erde nehme, sind dort
in der Regel mehr Lebewesen enthalten,
als es Menschen gibt. Um Schädlinge
abzuwehren, senden Bäume
Duftstoffe aus. Diese Duftstoffe sind
für uns Menschen ausgleichend und
regen unser Immunsystem an.
Damit jeder einzelne Baum im Gleichgewicht
bleibt, ist eine Sache entscheidend:
Ausreichend Zufuhr von
Wasser. Ohne Wasser kann er nicht
blühen und Früchte austreiben und
sich daher auch nicht vermehren.
Ohne Wasser kann er keine Duftstoffe
mehr aussenden und sich gegen
Schädlinge wehren. Ohne Wasser
vertrocknet der Baum, er dorrt aus
und stirbt ab und mit ihm Stück für
Stück des artenreichen Waldes.
Das Bild vom Baum, für den das Wasser
das Lebenselixier ist, nimmt der
Prophet Jeremia auf:
Gesegnet ist der Mann, der sich auf
den Herrn verlässt und dessen Zuversicht
der Herr ist. Der ist wie ein
Baum, am Wasser gepflanzt, der seine
Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn
obgleich die Hitze kommt, fürchtet er
sich doch nicht, sondern seine Blätter
bleiben grün; und er sorgt sich nicht,
wenn ein dürres Jahr kommt, sondern
bringt ohne Aufhören Früchte.
(Jeremia 17, 7+8)
Jeremia nimmt das Bild des Baumes
auf und vergleicht denjenigen, der an
Gott glaubt und auf ihn vertraut, mit
einem Baum an den Wasserbächen.
Wer seine Wurzeln Gott entgegen
streckt, ist allezeit gut versorgt. Egal,
ob Hitze oder Dürre kommen, wenn
Gott mein Lebenselixier ist, kann ich
so schnell nicht verdursten. Ich habe
Gott an meiner Seite. Gott gibt mir
Kraft und Mut. Durch ihn kann ich aufblühen
und reiche Frucht tragen. Und
von dieser Frucht kann ich wiederum
anderen abgeben und sie speisen.
Weil ich tief verwurzelt bin, kann ich
mich entfalten und eine große Baumkrone
ausbilden, die anderen Kühle
und Schatten bietet.
Lasst uns beten:
Herr, wie ein Baum sei vor dir mein
Leben. Gib mir Wurzeln, die tief in die
Erde reichen, dass ich fest verwurzelt
im Glauben an dich bin. Gib mir die
Kraft, zum festen Stamm zu wachsen,
dass ich aufrecht an meinem Platze
stehe, und nicht wanke, wenn auch
Stürme toben. Schenke mir vom Wasser
des Lebens, damit ich blühen und
Frucht bringen kann für mich und andere
und für dich, Gott. Amen (nach
Lothar Zenetti)
Pfarrerin Ch. Klement

Andacht 9. August 2020 – 9. Sonntag nach Trinitatis

Andacht 9. August 2020 – 9. Sonntag nach Trinitatis

Und des Herren Wort geschah zu mir :
Ich kannte dich, ehe ich dich im
Mutterleib bereitete, und sonderte
dich aus, ehe du von der Mutter
geboren wurdest, und bestellte
dich zum Propheten für die Völker.
Ich aber sprach:
Ach, Herr, ich tauge nicht zu predi
gen; denn ich bin zu jung.
Der Herr aber sprach zu mir :
Sage nicht : “Ich bin zu jung“,
sondern du sollst gehen, wohin ich
dich sende, und predigen alles,
was ich dir gebiete.
Fürchte dich nicht vor ihnen;
denn ich bin bei dir
und will dich erretten,
spricht der Herr
Und der Herr streckte seine Hand aus
und rührte meinen Mund an und
sprach zu mir :
Siehe, ich lege meine Worte
in deinen Mund
Jeremia 1, 4 – 9
Liebe Gemeinde, liebe Leser,
einem jungen Menschen wird hier eine
fast untragbare Verantwortung aufgebürdet.
Er wird schwere Lasten zu tragen haben
und viel Entbehrung und Verzicht
auf sich nehmen, wenn er diesen Weg
beschreitet. Er wird Freunde vor den
Kopf stoßen und sich sozial isolieren.
Mit einem Familienleben ist dieser Auftrag
nicht vereinbar.
Den Machthabern wird er, Jeremia,
unbequeme Wahrheiten entgegen
schleudern und sie ganz offen kritisieren.
Dafür wird er misshandelt, und
Todesgefahr wird sein ständiger Begleiter.
Und dennoch: Er geht diesen
schweren Weg, weil er tief innen
spürt, dass es seine von Gott zugedachte
Lebensaufgabe ist.
Es hat in der Geschichte immer wieder
beeindruckende Persönlichkeiten gegeben,
die sich, aus ihrer gegenüber
Gott und Menschen empfundenen Verantwortung
heraus, bewusst großer
Gefahr aussetzten.
Im Mai 1934 formulierten Theologen
der “Bekennenden Kirche“ einige Thesen,
die als wichtiges Zeugnis
kirchlichen Widerstands
im Dritten Reich in die deutsche
Geschichte eingingen.
Darin steht u.a.:
“Wir verwerfen die falsche
Lehre, als könne und dürfe
sich die Kirche mit Herrschaftsbefugnissen
ausgestattete
Führer geben und
geben lassen.“
Wer so etwas mit seinem
Namen
unterzeichnete, lebte in den
Jahren der Hitler-Diktatur
sehr gefährlich.
Viele, die sich im aktiven Widerstand
engagierten, bezahlten mit ihrem Leben.
Wenn ich mich (lesend oder Filme
schauend) mit diesen Themen befasse,
wird mir sehr, sehr unbehaglich.
Ich sehe die Gesichter … Bonhoeffer …
Stauffenberg … Goerdeler

  • äußerlich Menschen wie Du und Ich
  • und frage: Woher nahmen diese Leute
    den Mut, den Halt, die Entschlossenheit,
    sich gegen Staatsgewalt, Zeitgeist
    und politischen Mainstream zu
    stellen?
    Und heute? Was würde Jeremia sagen
    in einem Land, das sich nach außen
    Bruder Hausmeister
    Ich saß einsam im Warteraum der Klinik. Die Gedanken im Kopf waren düster,
    obwohl eine helle Wintersonne ihre Strahlen durch die Fenster schickte.
    Meine Gedanken standen dazu in großem Kontrast.
    Dann kam er. An seiner Kleidung sah man es deutlich: Er gehörte zum technischen
    Personal. Er genoss jeden einzelnen Sonnenstrahl. Er räkelte und
    streckte sich auf seinem Stuhl, während er den Kaffee genüsslich schlürfte.
    Und plötzlich fing er an zu reden. Es wurde eine richtige Predigt.
    „Meine Ärzte in ihren weißen Kitteln können ja wirklich viel.
    Aber“, und jetzt zeigte er mit dem Finger nach oben,
    „da oben ist einer, der macht Blinde sehend,
    Lahme gehend und Aussätzige rein.“
    Ich war sprachlos. Ich konnte kein Wort sagen. Aber in mir kehrte eine tiefe
    Geborgenheit ein. Und ich betete nur: „Herr, danke für den Bruder Hausmeister.
    Ich habe dein Wort an mich gehört.“
    Neukirchener Kalender 26. Januar 2020
    Volker Teich, Dußlingen
    herausputzt mit sauberen Flüssen
    und Städten und vorbildlichen Umweltstandards,
    seine schmutzigen
    Geschäfte aber fernab im Ausland
    tätigt?
    Ganz zu schweigen von Waffen, die
    dem Staat viel Geld bringen, aber
    irgendwo auf der Welt ja auch
    “verbraucht“ werden.
    Manchmal wünsche ich mir eine Kirche,
    die dem Staat
    öfter auf die Finger
    klopft
    … und gleichzeitig denke ich:
    Die Kirche, das bin ja auch ICH und
    DU und wir müssen nicht Bonhoeffer
    sein und schon gar nicht Jeremia.
    Unser kleiner Mut könnte sich aber
    nähren von dem Wort:
    “ Fürchte dich nicht vor ihnen …
    denn ich bin bei dir.“
    C. Domke

Andacht 7. Sonntag nach Trinitatis

Andacht 7. Sonntag nach Trinitatis

„Gott führt sein Volk aus
der Knechtschaft:“
Andacht zu 2. Mose 12-14
Liebe Gemeinde, es ist die lesenswerte
Geschichte vom ersten jüdischen
Passafest. Für Juden ungefähr
so bedeutsam, wie für christliche Familien
das Weihnachtsfest, an dem
die ganze Familie zusammenkommt.
Es wird immer die gleiche Geschichte
erzählt, wie Gott sein Versprechen
einlöst: Er befreit sie aus Ägypten, er
gibt seinem Volk Orientierung und
begleitet sie durch die Wüste, indem
er als Wolken und Feuersäule den
Weg zeigt und sichtbar mitgeht. Beim
Schilfmeerwunder zeigt er seine
Macht in wundersamer Weise. Diese
Geschichte sollen sie ihren Kindern
weitererzählen, damit sie im Volk bewahrt
wird. Gefeiert wird das Passafest
gemeinsam mit Gerichten, die an
den Auszug erinnern.
Was können wir aus dieser Geschichte
lernen? Vielleicht, wie Gott auch in
unserem Leben Hindernisse aus dem
Weg räumt oder Lösungen für Probleme
ermöglicht. Gottes Begleitung
durch Wolken- und Feuersäule macht
uns anschaulich, dass Gott die, die
ihn vertrauen, nicht allein lässt. Er ist
sichtbar an unserer Seite und zeigt
uns den Weg. Gerade jetzt in dieser
Übergangszeit nach der Krise sollten
auch wir der nächsten Generation
erzählen, wie Gott uns begleitet hat.
Denn auch in ihrem Leben werden
Krisen kommen, die dann eine echte
Herausforderung
sind und mit Gottes
Hilfe bewältigt
werden müssen.
Mirjam, die
Schwester von
Mose, hat ein Loblied
gesungen,
angefangen zu
tanzen und alle
anderen haben
mitgemacht. An
Passa ist ganz
wichtig, dass wir
uns an die Geschichte
des Volkes Israel erinnern.
Juden tun das durch Erzählen, aber
auch durch das gemeinsame Singen
und schmecken der Speisen. (Was
hoffentlich bald auch hier wieder ohne
Einschränkung möglich ist.) Doch
sollten wir uns auch an den Dank erinnern,
denn Gott hält, was er verspricht,
er hört wenn Menschen zu
ihm beten, bleibt an ihrer Seite und
hilft zur rechten Zeit. Bleiben Sie Gottes
Beistand anvertraut. Schöne Sommerferien
und erholsame Urlaubstage
unter Gottes Schutz und Segen
wünscht Ihnen A. Schenk

Andacht 5. Sonntag nach Trinitatis zu Lukas 6,1-11

Andacht 5. Sonntag nach Trinitatis zu Lukas 6,1-11

Liebe Leserin, lieber Leser,
Erinnern Sie sich einmal an etwas,
dass Sie sich früher sehnlich gewünscht
und nicht bekommen haben,
und darum schon aufgegeben haben,
sich darum zu bemühen. Nehmen Sie
sich einmal kurz Zeit dafür. Haben Sie
es? Ja? Dann stellen Sie sich vor, jemand
kommt und sagt: „Mach noch
einmal genau das, was du zuletzt dafür
getan hast.“ Auch, wenn es völlig
unrealistisch erscheint. Irgendwie vertrauen
Sie dieser Person und sie kann
Sie dazu herauskitzeln, tatsächlich
noch einmal das zu tun. Und mit einem
Mal bekommen Sie nicht nur das
Gewünschte, sondern noch zig-mal
mehr. Was würde herauskommen? Ich
weiß ja nicht, was es ist, aber mit einem
Augenzwinkern und Vergnügen
rate ich mal blind drauf los: Den Ruhm
und die Figur der Miss Universum, den
Job und vor allem das Vermögen von
Jeff Bezos, dem Amazon-Chef oder
eine eigene (mückenfreie) Tropeninsel
mit Dauerurlaub fallen mir da spontan
ein.
Bei weitem nicht so schillernd, aber
mindestens genauso überwältigt waren
Petrus und seine Fischerkollegen
als sie der Aufforderung von Jesus
dann doch folgen. Sie sollen jetzt am
heller lichten Tag noch einmal die Netze
aus ihren Fischerbooten herauswerfen.
Jetzt nachdem sie die ganze letzte
Nacht nichts mehr gefangen haben.
Sie sind ganz entmutigt und es macht
auch keinen Sinn. Da sind die Fische
gleich weg, wenn sie die Boote kommen
sehen. Will da sich jemand über
ihr Unglück lustig machen? Petrus sagt
noch: „Meister, wir haben die ganze
Nacht gearbeitet und nichts gefangen;
aber auf dein Wort hin will ich die Netze
auswerfen.“ (Lukas 6,5) So fahren
sie raus auf den See Genezareth und
haben mit einem Mal den größten
Fischfang, den sie sich jemals erträumen
konnten. Die Netze drohen zu
reißen, weitere Kollegen werden herbei
gerufen. Wenn sie das verkaufen,
haben sie so viel, dass sie davon noch
Wochen leben können. Die Existenz ist
gesichert. Der eigene Wunsch übererfüllt.
Aus der deprimierten Stimmung ist
überwältigende Freude geworden.
Aber während sie die Fische an Land
ziehen, ist Petrus noch von etwas ganz
anderem überwältigt. Es lässt ihn sogar
die Fische vergessen. Eine Frage
quält ihn: Was ist das für ein Mensch,
der ihm so etwas JETZT sagt, wo er so
enttäuscht war? Jemand, der so mächtig
ist und ihm so viel gibt, dass die
Sorgen von eben ganz überflüssig, ja
regelrecht lächerlich wirken. Der ihn
nicht übersehen hat und weiß, was er
sich wünscht und braucht, obwohl
noch hunderte andere etwas von ihm
wollen. Es ist, als würde Gott ihn ganz
und gar durchschauen: „Herr, geh weg
von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“
sagt Petrus „Du brauchst dich nicht zu
fürchten. Von jetzt an wirst du ein
Menschenfischer sein.“ (Lukas 6,8.10)
sagt Jesus. Und Petrus spürt: Hier bin
ich in guten Händen—als ganzer
Mensch und mit meinen Wünschen. ER
traut mir etwas zu. Ich kann etwas
bewirken.
Ihr Pfr. Pohle