Andacht 9. August 2020 – 9. Sonntag nach Trinitatis

Und des Herren Wort geschah zu mir :
Ich kannte dich, ehe ich dich im
Mutterleib bereitete, und sonderte
dich aus, ehe du von der Mutter
geboren wurdest, und bestellte
dich zum Propheten für die Völker.
Ich aber sprach:
Ach, Herr, ich tauge nicht zu predi
gen; denn ich bin zu jung.
Der Herr aber sprach zu mir :
Sage nicht : “Ich bin zu jung“,
sondern du sollst gehen, wohin ich
dich sende, und predigen alles,
was ich dir gebiete.
Fürchte dich nicht vor ihnen;
denn ich bin bei dir
und will dich erretten,
spricht der Herr
Und der Herr streckte seine Hand aus
und rührte meinen Mund an und
sprach zu mir :
Siehe, ich lege meine Worte
in deinen Mund
Jeremia 1, 4 – 9
Liebe Gemeinde, liebe Leser,
einem jungen Menschen wird hier eine
fast untragbare Verantwortung aufgebürdet.
Er wird schwere Lasten zu tragen haben
und viel Entbehrung und Verzicht
auf sich nehmen, wenn er diesen Weg
beschreitet. Er wird Freunde vor den
Kopf stoßen und sich sozial isolieren.
Mit einem Familienleben ist dieser Auftrag
nicht vereinbar.
Den Machthabern wird er, Jeremia,
unbequeme Wahrheiten entgegen
schleudern und sie ganz offen kritisieren.
Dafür wird er misshandelt, und
Todesgefahr wird sein ständiger Begleiter.
Und dennoch: Er geht diesen
schweren Weg, weil er tief innen
spürt, dass es seine von Gott zugedachte
Lebensaufgabe ist.
Es hat in der Geschichte immer wieder
beeindruckende Persönlichkeiten gegeben,
die sich, aus ihrer gegenüber
Gott und Menschen empfundenen Verantwortung
heraus, bewusst großer
Gefahr aussetzten.
Im Mai 1934 formulierten Theologen
der “Bekennenden Kirche“ einige Thesen,
die als wichtiges Zeugnis
kirchlichen Widerstands
im Dritten Reich in die deutsche
Geschichte eingingen.
Darin steht u.a.:
“Wir verwerfen die falsche
Lehre, als könne und dürfe
sich die Kirche mit Herrschaftsbefugnissen
ausgestattete
Führer geben und
geben lassen.“
Wer so etwas mit seinem
Namen
unterzeichnete, lebte in den
Jahren der Hitler-Diktatur
sehr gefährlich.
Viele, die sich im aktiven Widerstand
engagierten, bezahlten mit ihrem Leben.
Wenn ich mich (lesend oder Filme
schauend) mit diesen Themen befasse,
wird mir sehr, sehr unbehaglich.
Ich sehe die Gesichter … Bonhoeffer …
Stauffenberg … Goerdeler

  • äußerlich Menschen wie Du und Ich
  • und frage: Woher nahmen diese Leute
    den Mut, den Halt, die Entschlossenheit,
    sich gegen Staatsgewalt, Zeitgeist
    und politischen Mainstream zu
    stellen?
    Und heute? Was würde Jeremia sagen
    in einem Land, das sich nach außen
    Bruder Hausmeister
    Ich saß einsam im Warteraum der Klinik. Die Gedanken im Kopf waren düster,
    obwohl eine helle Wintersonne ihre Strahlen durch die Fenster schickte.
    Meine Gedanken standen dazu in großem Kontrast.
    Dann kam er. An seiner Kleidung sah man es deutlich: Er gehörte zum technischen
    Personal. Er genoss jeden einzelnen Sonnenstrahl. Er räkelte und
    streckte sich auf seinem Stuhl, während er den Kaffee genüsslich schlürfte.
    Und plötzlich fing er an zu reden. Es wurde eine richtige Predigt.
    „Meine Ärzte in ihren weißen Kitteln können ja wirklich viel.
    Aber“, und jetzt zeigte er mit dem Finger nach oben,
    „da oben ist einer, der macht Blinde sehend,
    Lahme gehend und Aussätzige rein.“
    Ich war sprachlos. Ich konnte kein Wort sagen. Aber in mir kehrte eine tiefe
    Geborgenheit ein. Und ich betete nur: „Herr, danke für den Bruder Hausmeister.
    Ich habe dein Wort an mich gehört.“
    Neukirchener Kalender 26. Januar 2020
    Volker Teich, Dußlingen
    herausputzt mit sauberen Flüssen
    und Städten und vorbildlichen Umweltstandards,
    seine schmutzigen
    Geschäfte aber fernab im Ausland
    tätigt?
    Ganz zu schweigen von Waffen, die
    dem Staat viel Geld bringen, aber
    irgendwo auf der Welt ja auch
    “verbraucht“ werden.
    Manchmal wünsche ich mir eine Kirche,
    die dem Staat
    öfter auf die Finger
    klopft
    … und gleichzeitig denke ich:
    Die Kirche, das bin ja auch ICH und
    DU und wir müssen nicht Bonhoeffer
    sein und schon gar nicht Jeremia.
    Unser kleiner Mut könnte sich aber
    nähren von dem Wort:
    “ Fürchte dich nicht vor ihnen …
    denn ich bin bei dir.“
    C. Domke